Furcht und Ekel

Als Auftragswerk fürs Schauspiel Stuttgart schrieb Dirk Laucke vor vier Jahren eine Collage aus 22 Szenen, die auf Augenzeugenberichten und Zeitungsausschnitte basieren. Darin zeichnete er ein düsteres Bild von einem Deutschland voller Alltagsrassismus und rechtem Denken. In Anspielung auf Bertolt Brechts „Furcht und Elend des Dritten Reiches“ und auf „Furcht und Elend der BRD“ von Franz Xaver Kroetz nannte er seinen Text „Furcht und Ekel. Das Privatleben glücklicher Leute“.

Ein Jahr später inszenierte Pinar Karabulut diesen Stoff am Schauspiel Köln und wurde mit dem „Nachspielpreis“ des Heidelberger Stückemarkts ausgezeichnet, der traditionell mit einer Einladung zu den Autorentheatertagen des Deutschen Theaters Berlin verbunden ist.

Das Kölner Gastspiel setzt ganz auf schnelle Schnitte. Die Schauspieler und Schauspieler geben nur Karikaturen zwischen Gartenzwergen und Deutschlandfahnen. Keine Szene wird richtig ausgespielt, hektisch und mit schnellen Schnitten geht es schon zur nächsten grotesken Episode. Der Preis dafür ist, dass keine Szene richtig wirken kann, wie Cornelia Fiedler in ihrer Nachtkritik vom Stückemarkt schrieb. Stattdessen versinken die 90 Minuten in einem Brei aus Gewalt, Ketchup-Blutspritzern und Kraftausdrücken.

Ein enttäuschender, grobschlächtiger Abend, über den Nachtkritik 2016 in Heidelberg treffend „Nazikindergeburtstagsalbtraum“ titelte.

Bild: Martin Miseré

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