Der bewegte Mann – Das Musical

Ein interessantes Experiment wagte das Thalia Theater in dieser Sommerpause: Ende Juli/Anfang August gastiert das Altonaer Theater mit einer Musical-Produktion, die gemeinsam konzipiert wurde.

Der Komponist Christian Gundlach nahm sich einen Kassenhit der 1990er Jahre vor: Sönke Wortmann verfilmte damals Ralf Königs Comic „Der bewegte Mann“ über den Hetero-Macho Axel (Til Schweiger), seine betrogene Ehefrau Doro (Katja Riemann) und den homosexuellen Norbert (Joachim Król), der vergeblich von der großen Liebe träumt. Der Film leitete damals nicht nur einen Komödienboom ein, der auch manche sehr seichte Werke in die deutschen Kinos schwemmte, sondern ist ein kleines Mosaiksteinchen des langen gesellschaftlichen Wandels, der einen Monat vor der Musical-Premiere zur Öffnung der Ehe für alle führte.

Die Hamburger Musical-Fassung behält das Grundgerüst der Filmvorlage bei und aktualisiert einige Motive, z.B. fachsimpelt die strickende Männergruppe anonymer Sexsüchtiger, bei der sich Axel und Norbert kennenlernen, über Pornos im Netz. Gundlach schrieb Songs, die je nach Stimmung der Protagonisten zwischen Balladen und Rock wechseln, Regisseur Harald Weiler studierte sie mit einem jungen Ensemble ein. Die Til Schweiger-Rolle übernimmt beispielsweise Elias Krischke, der nach einer Musical-Ausbildung an der Essener Folkwang-Schule derzeit am Wiener Max Reinhardt-Seminar studiert und zuletzt an den Hamburger Kammerspielen in „Next to normal“ auf der Bühne stand. In der Katja Riemann-Rolle tritt Jennifer Siemann auf, die an der HMT Leipzig studierte und eine Hauptrolle in Udo Lindenbergs „Hinterm Horizont“ übernahm.

„Der bewegte Mann – Das Musical“ ist kurzweilige Sommer-Unterhaltung mit einem Schuss 90er Jahre-Nostalgie, die neue Publikumsschichten ins Staatstheater lockt und viel Applaus bekam.

Bild: G2 Baraniak

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