Casting

Die ambitionierte, aber ebenso neurotische Regisseurin Vera (Judith Engel) möchte ein Remake des Rainer Werner Fassbinder-Klassikers „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ drehen. Sie treibt ihre Casting-Agentin, ihre Maskenbildnerin und vor allem den zuständigen Redakteur schier in den Wahnsinn: Noch fünf Tage bis zum Drehbeginn und die Hauptrolle ist immer noch nicht besetzt.

Eine Diva nach der anderen bittet Vera zum Vorsprechen. An jeder hat sie etwas auszusetzen. Eine wunderbare Betriebssatire, wie sich Ursina Lardi (Schaubühne), Corinna Kirchhoff (Berliner Ensemble), Victoria Trautmannsdorff (Thalia Theater) und der stark überschminkte TV-Star Andrea Sawatzki in die Rollen der Zicken werfen, die ihre Selbstzweifel mit demonstrativ zur Schau getragener Arroganz und Spleens übertünchen möchten.

Vera+Gerwin

Tragikomisch wird Nicolas Wackerbarths TV-Koproduktion, die im Forum der Berlinale 2017 zum Publikumsrenner wurde, durch den Auftritt von Andreas Lust als Gerwin. Er hat seinen Traum, ein berühmter Schauspieler zu werden, schon fast aufgegeben, möchte mit seinem Mann eine Bar eröffnen und hält sich mit Gelegenheitsjobs als Spielpartner für Castings über Wasser. Mit dem herrlich-bösen Begriff „Anspielwurst“ wird sein Schicksal treffend auf den Punkt gebracht.

Als der Regisseurin alle Fäden zu entgleiten drohen, darf er kurz davon träumen, doch noch mal eine richtige Hauptrolle abzusahnen. Am Ende wird es aber doch nur eine kleine Statistenrolle als Paketbote.

In der zweiten Hälfte hat der Film Schwierigkeiten, sich zwischen all den Verwirrungen, die auf dem Set angerichtet wurden, zu einem stringenten Ende hindurchzukämpfen. Da Nicolas Wackerbarth und seinem prominenten Cast dies doch noch ganz souverän gelingt, ist „Casting“ eine empfehlenswerte satirische Tragikomödie für den Kinoherbst.

Bilder: Piffl Medien

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