Einer der ungewöhnlichsten Filme des Kinojahres ist „Manifesto“ von Julian Rosefeldt. Die 95 Minuten könnte man so zusammenfassen: Hollywood-Star trifft auf Kunst-Nerds.
Cate Blanchett schlüpft wie ein Chamäleon in 13 Rollen: mal Mutter aus der konservativen Oberschicht, die ein Mittagessen mit der Familie zelebriert, mal als Punk, mal als strenge Grundschullehrerin, mal mit besonders viel Mut zur Hässlichkeit und kaum wiederzuerkennen als Obdachlose.
In einer Collage eignete sie sich all die mehr oder weniger berühmten Manifeste an: Vorneweg natürlich das Kommunistische Manifest von Karl Marx/Friedrich Engels, danach die programmatischen Texte von Surrealisten, Dadaisten, Futuristen oder Pop Art- und Fluxus-Avantgardisten.
Für wen lohnt sich dieser Film? Hauptzielgruppe sind natürlich Kenner der verschiedenen kunstgeschichtlichen Stilrichtungen, die Spaß daran haben, den vielen Anspielungen nachzuspüren und die Puzzleteile zu entschlüsseln. Der Film basiert auch auf einer Videoinstallation, die 2016 schon im Hamburgischen Bahnhof zu erleben war.
„Manifesto“ ist aber auch für alle empfehlenswert, die einer der großen Hollywood-Diven unserer Zeit dabei zusehen wollen, wie sie in verschiedene Rollen schlüpft. Dies ist oft auch mit feiner Ironie sehr amüsant. Zu den Höhepunkten dieses Films zählt, wenn Cate Blanchett den „I am for an Art“-Monolog von Claes Oldenburg als Tischgebet der erwähnten Oberschichts-Familie spricht oder den Grundschülern die „Dogma95“-Regeln eintrichtert.
Bilder: ©Julian Rosefeldt und VG Bild-Kunst