Die letzte Station

„Drama“ versprechen dicke rote Lettern auf dem Vorhang des Kleinen Hauses am Berliner Ensemble. Leider wurde dieses Versprechen von Ersan Mondtags „Die letzte Station“ nicht eingelöst. Der matte Abend wurde mit freundlichem Applaus und einigen verhaltenen Buhs ad acta gelegt.

Der Ansatz des Jungstars der Regie-Szene war durchaus interessant: Gemeinsam mit seinen Spielerinnen und Spielern befasste er sich mit den in unserem Alltag oft verdrängten Themen des Sterbens. Sie besuchten u.a. eine Pflegeeinrichtung für Demenzkranke und ein Hospiz. Es erfordert schon einigen Mut, sich diesen Themen in einem Theaterabend zu stellen. Vielversprechend klang auch die Idee, das Stück gemeinsam mit dem „Dance on Ensemble“ zu erarbeiten. Dahinter verbergen sich Tänzerinnen und Tänzer im Alter jenseits der 40, die bei renommierten Compagnien mitwirkten und sich vom Markt nicht einfach aussortieren ließen.

Leider können die 90 Minuten die Erwartungen nicht einlösen. Die Tanz-Passagen verzetteln sich zu sehr in Slapstick und Verrenkungen. An keiner Stelle gelang es Ersan Mondtag, Sprech- und Tanztheater so gut zu verzahnen, wie das beispielsweise Falk Richter in seinen Schaubühnen-Kooperationen mit prominenten Choreographen immer wieder schaffte.

Constanze Becker wirkt maßlos unterfordert, als sie im Morgenrock über die Bühne tapsen und die Orientierungslosigkeit einer Demenzkranken spielen muss. Aber auch der Sprechtheater-Anteil des Abends kann nicht überzeugen. Die Szenen drehen sich wohltemperiert im Kreis. In einem kurzen Wut-Chor klagen die Alten, Schwachen und Kranken über ihre Einsamkeit und darüber, dass sie abgeschoben wurden. Ein solcher emotionaler Ausbruch bleibt aber die Ausnahme, stattdessen macht sich ein Gefühl der Gleichgültigkeit breit. Das wichtige Thema so uninspiriert umzusetzen, war eine verschenkte Chance.

Bild: Armin Smailovic

 

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