Solaris

Respektvoll ging der ungarische Regisseur András Dömötör in der Box des Deutschen Theaters mit dem Science Fiction-Roman-Klassiker „Solaris“ um, der schon vielfach für die Leinwand und die Bühne adaptiert wurde.

Wer seine „König Ubu“-Inszenierung kennt und die Ankündigung auf der DT-Webseite eines „absurd-komischen Trips zwischen Realität und Fiktion“ las, hätte auch anderes erwarten können. Die Bühnenfassung, die Dömötör und Meike Schmitz schrieben, hält sich mit starken Überzeichnungen oder Publikumsbeteiligung diesmal zurück und der Romanhandlung die Treue.

Auf der zerklüfteten Bühne (Sigi Colpe) und in einheitlichen Anzügen, die eher an frühe Renn- als an Raumfahrer erinnern, kristallisieren sich schnell die Rollen heraus. Das beste Schauspielerfutter bekommen Jeremy Mockridge und Timo Weisschnur als spleenige Bewohner der Forschungsstation: Als Snaut und Sartorius geben sie den Typus „zerstreuter, leicht verrückter Professor“, über den sich Neuankömmling Kris Kelvin (Elias Arens) wundert.

Sie haben längst durchschaut, was Kelvin erst langsam begreift: Jeder von ihnen wird von einem geheimnisvollen „Gast“ heimgesucht. Dahinter verbirgt sich die Kopie eines Menschen aus ihrem früheren Leben auf der Erde, mit dem schmerzhafte Erinnerungen verbunden sind. Hier kommt Esther Maria Hilsemer ins Spiel: sie kam als Gast von der UdK, war schon in Dömötörs vorheriger Inszenierung „Your very own double crisis club“ dabei und spielt Kelvins Ex-Freundin Harey. Diesem Duo gehören die stilleren Momente des Abends.

Mit der staunenden Annäherung Kelvins an den gallertartigen Ozean, der die Forschungsstation umgibt, enden sowohl der Roman als auch diese 100 Theaterminuten, die vom Publikum mit freundlichem Premierenapplaus bedacht wurden.

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