What if women ruled the world?

Donald Trumps Silhouette schwebt über dem runden Konferenztisch, an dem sich das rein weibliche Kabinett einer pazifistischen, auf Abrüstung setzenden, fiktiven Supermacht versammelt hat. Der Zeiger der „Doomsday Clock“ an der Wand ist bedrohlich auf zwei Minuten vor Mitternacht vorgerückt.

Zwei Tage vor der Berlin-Premiere von Yael Bartanas Stück „What if women ruled the world?“, das im vergangenen Jahr schon in Manchester und Aarhus zu sehen war, drehte Trump wieder mal an der Eskalationsschraube und setzte mit einem Tweet eine Raketendrohung an Syrien und Russland in die Welt. Bartana und ihre fünf (jeden Abend wechselnden) Expertinnen und ihre fünf Schauspielerinnen nutzten diese Steilvorlagen und zitieren in ihren Debatten über den „Mr. Twittler“ ausgiebig nur leicht verfremdete Trump-Tiraden.

Knapp zwei Stunden lang diskutieren die Frauen darüber, wie dem Aggressor zu begegnen ist. Jede Expertin erläutert ein Rezept aus ihrem Fachgebiet: Am Premieren-Abend an der Volksbühne wirbt z.B. die Diplomatin Patricia Flor für Rüstungskontroll-Abkommen und vertrauensbildende Maßnahmen. Paula Peters von Change.org wirbt für das Potenzial zivilgesellschaftlicher Graßwurzel-Kampagnen. Heather Linebaugh, eine Aussteigerin aus dem US-Drohnenprogramm, schimpft über die „toxic masculinity“ (der gesamte Abend ist auf Englisch ohne Übertitel oder Übersetzung) und warnt vor dem Einsatz der Drohnen-Technik.

Antje Stahl (fiktive Vizepräsidentin, im wahren Leben Journalistin und Lehrbeauftragte) moderiert die Runde, während die Präsidentin (die irische Schauspielerin Olwen Fouéré) genüßlich an ihrer Zigarre zieht. Typische Rollenmuster werden auch dadurch – auf allerdings sehr platte Art – karikiert, dass Männer hier nur als Sekretär oder leicht bekleideter „Tea Boy“-Bunny, der die Erfrischungen reicht, Staffage sind, während sich die Frauen um die Politik kümmern.

Anne Tismer durchbricht den Krisen-Talk immer wieder als Pausenclown mit starkem Akzent und skurrilen Bemerkungen über Oxytocin-Spritzen, das Matricharchat und Bonobos. Das lockert die Debatte etwas auf. Insgesamt kommen die im Gegensatz zu Tismers Einwürfen ernstgemeinten Beiträge der Fachfrauen aber auch nicht wesentlich über das übliche Niveau von Podiumsdiskussionen hinaus, bei denen nur jede Panelistin ihren mitgebrachten Standpunkt bekräftigt.

Der Abend endet mit einem letzten telefonischen Vermittlungsversuch der Präsidentin. Der Aggressor legt aber einfach auf und lässt das Matricharchat mit lautem Donnerhall in einem atomaren Inferno untergehen.

Bilder: Birgit Kaulfuss

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