Ibsen Huis

Simon Stone lässt in seiner Ibsen-Übermalung nur noch vage Anklänge an das Werk des norwegischen Dramatikers übrig. Am ehesten sind noch Spuren von „Baumeister Solness“ und „Gespenster“ zu erkennen, dazu hier eine Prise „Nora“ oder dort eine kleine Inspiration aus dem „Volksfeind“.

Ansonsten packt er in die 3,5 Stunden „Ibsen Huis“ noch vieles andere wie die AIDS-Krise der 80er Jahre, die Flüchtlingsströme 2015/16 und den Brexit. Dies sind nur einige Nebenstränge der Familiensaga, die sich um den mehrfachen Missbrauch rankt, den Patriarch Cees (Hans Keesting) an seiner Nichte und an seiner Enkelin beging.

Wie schon bei früheren Theaterarbeiten von Simon Stone attestierten ihm viele Kritiker schon nach der Premiere beim Festival d‘ Avignon, dass seine Dialoge und Motive direkt aus einer TV-Soap entsprungen scheinen. In diesem Genre hätte Stone auch weniger Probleme mit den zahlreichen Zeitsprüngen gehabt. Er nimmt sich kaum Zeit, die Figuren einzuführen, sondern springt recht beliebig zwischen den Jahrzehnten hin und her, während die Ferienvilla des Architekten-Clans langsam auf der Drehbühne kreist.

Bis zum eindringlichen Inferno, bei dem das Haus in Flammen aufgeht und sich die letzten Überlebenden wünschen, dass andere Familien ein besseres Leben und mehr Glück als sie haben werden, schleppen sich die nach Dantes „Göttlicher Komödie“ benannten ersten beiden Teile „Paradies“ und „Fegefeuer“ bei diesem Gastspiel zum Abschluss des FIND-Festivals der Schaubühne zu langatmig dahin.

Bild: Jan Versweyveld

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