Lady Bird

Greta Gerwig erzählt bei ihrem Regie-Debüt „Lady Bird“ tragikomisch vom Erwachsenwerden. Hauptfigur Christine macht sich und ihrem Umfeld das Leben schwer. Wer sie bei ihrem richtigen Namen anspricht, hat sofort ihre Krallen im Gesicht. Das pubertierende Mädchen mit den strähnigen Haaren besteht darauf, „Lady Bird“ genannt zu werden. Diesen phantasievollen Namen gab sie sich selbst, er soll ihre künstlerischen Ambitionen unterstreichen.

Sie fühlt sich sichtlich unwohl in ihrer Haut. Es ist ihr peinlich, dass sie auf der falschen Seite der Bahngleise aufgewachsen ist und lügt neuen Bekannte vor, dass sie in der opulentesten Villa der Stadt lebt. In der Klosterschule, die sie besucht, schlägt sie sich mehr schlecht als recht durch. Ihr Traum, an einer der großen Unis an der Ostküste wie Yale oder Columbia zu studieren, ist deshalb ein Luftschloss, wie ihr sowohl die Nonnen an der Schule als auch ihre Mutter unmissverständlich klarmachen.

Die pubertären, von Hassliebe geprägten Auseinandersetzungen mit ihrer Mutter (gespielt von Laurie Metcalf) prägen den Film von der ersten Szene an. Der letzte Satz des Hörbuchs „Früchte des Zorns“ von John Steinbeck ist gerade verklungen. Die Mutter schlägt vor, den Text während der restlichen Autofahrt noch etwas nachhallen zu lassen. Das Schweigen währt aber nicht lange, die beiden bekommen sich mal wieder in die Haare und „Lady Bird“ lässt sich vom Beifahrersitz aus dem Auto fallen. Bezeichnend ist, dass der Vater (Tracy Letts, nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Dramatiker der Stücke „Eine Familie“ oder „Eine Frau“ am Berliner Ensemble bekannt) in dieser Szene nicht dabei ist. Er sitzt zwischen den Stühlen und versucht meist erfolglos zu vermitteln.

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Auch mit den jungen Männern hat „Lady Bird“ zu kämpfen. Sie fühlt sich im siebten Himmel, als sich Danny (Lucas Hedges, bekannt aus „Manchester by the Sea“) für sie interessiert. Sie sieht sich schon als seine Frau und Erbin der tollen Villa seiner Großmutter, bis sie auf der Schultoilette feststellt, dass sich ihr Schwarm doch mehr für Männer interessiert. Auch mit Kyle, dem flamboyanten Sänger einer Band, klappt es nicht: Er kreist nur um sich selbst. Den narzisstischen Schönling darf Timothée Chalamet (aus „Call me by your Name“) spielen.

Episodenhaft, ohne große Überraschungen, aber mit Liebe fürs Detail inszeniert Gerwig diese kleine Geschichte, die man so ähnlich schon oft gesehen hat. Den Charme des Films machen die pointierten Dialoge und die überzeugende Hauptdarstellerin aus.

Bei den Golden Globes im Januar wurde „Lady Bird“ mit zwei Trophäen ausgezeichnet: als beste Komödie und Ronan als beste Hauptdarstellerin. Bei den Oscars wenige Wochen später war der Film gleich in fünf Kategorien nominiert (beste Regie, bestes Drehbuch, Ronan als beste Hauptdarstellerin, Metcalf als beste Nebendarstellerin, außerdem in der Königsklasse als bester Film), ging aber leer aus.

Bilder: Universal Pictures Germany

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