Ulysses

Krasse Gegensätze am Deutschen Theater Berlin: Stephan Kimmig unterforderte das Publikum mit Stammtisch-Zoten in seiner Jelinek-Inszenierung „Am Königsweg“, die vom Text der Literaturnobelpreisträgerin wenig übrig ließ.

Sebastian Hartmann wählte in seiner „Ulysses“-Bearbeitung, die schon im Januar Premiere hatte, den entgegengesetzen Weg der Publikums-Überforderung. Vier Stunden lang trägt das Ensemble Bruchstücke und Assoziationen vor. Meist frontal an der Rampe gesprochen, alle in schwarz gekleidet, im düsteren Dämmerlicht postiert. Über allem schweben drohend die Todessterne.

Die schroffen Textbrocken schrauben sich in immer unzugänglichere Gefilde: Edgar Eckerts launige Skizze des Stadtplans von Dublin, den er mit den widerspenstigen Kolleginnen und Kollegen nachstellen will, ist ein kurzer Moment des Durchatmens. Ansonsten wird das Publikum in einem Kurzvortrag von Bernd Moss in die Quantenphysik eingeführt und mit den nächsten Assoziationsfetzen traktiert.

Sebastian Hartmanns zu langer Abend bietet seinem Publikum keine Haltegriffe in der Ulysses-Steilwand und kaum eine Chance, die Textbrocken zu verstehen und zu verdauen. André Mumot brachte es in seiner Deutschlandfunk-Besprechung gut auf den Punkt: „Ulysses“ ist ein anstrengender Abend, bei dem die Zuschauer „viel trockenes Brot schlucken“ müssen. Das hat dieser Theaterabend mit den Lektüre-Versuchen dieses Wälzers gemeinsam.

Etwas Leichtigkeit kommt erst mit der an Falk Richter erinnernden Schlusschoreographie in den Abend, als das ganze Ensemble die Bewegungen von Cordelia Wege im Bühnenzentrum spiegelt.

Bilder: Arno Declair

One thought on “Ulysses

  1. stoomph Reply

    totaler Unsinn! sowohl über das buch, als auch über den Abend, der stellenweise auch mal rock n roll war, der schürfte und suchte und fand!

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