Vor drei Jahren wurde das FIND-Festival der Schaubühne mit „Amazon Beaming“ eröffnet. Der Abend war damals als „Work-in-Progress“-Präsentation angekündigt und eine Vorstufe zu „The Encounter“.
Dieses Werk von Simon McBurney und Complicité wurde 2016 bei den Wiener Festwochen gefeiert und gastierte auch bereits in Edinburgh beim Fringe Festival und am Broadway, bevor es am Pfingst-Wochenende erstmals auch in Deutschland an der Schaubühne zu sehen war.
Auf den ersten Blick ist „The Encounter“ ein Live-Hörspiel, das mit binauraler Technik arbeitet. Über die Kopfhörer, die an jedem Platz installiert sind, wispert Simon McBurney den Zuschauern ins Ohr, lässt Moskito-Schwärme sirren oder scheint plötzlich hinter den Zuschauern zu stehen. Die Raumwirkung dieser Aufnahmetechnik ist raffiniert, der „Guardian“ bejubelte sie als „revolution in the head“, sie bildet das Zentrum dieser Performance.
Inhaltlich erzählt McBurney von einer Reise ins Herz der Finsternis. Er stieß auf den Roman „Amazon Beaming“ von Petru Petrescu, der darin von der Amazonas-Expedition des US-Amerikaners Loren McIntyre zu den Mayoruna im Jahr 1969 erzählt. Schritt für Schritt verliert er die gewohnten Hilfsmittel der Zivilisation (seine Kamera, seine Uhr). Auf sich allein zurückgeworfen, nimmt er Raum und Zeit im Dschungel ganz anders wahr. Der Abend steuert damit esoterische und schamanistische Gefilde an.
McBurney tritt immer wieder aus der Rolle heraus, streut einige Bemerkungen gegen den Brexit oder Trump ein. Vor allem unterbricht er seine Erzählung immer wieder durch einen Dialog mit seiner Tochter, die ihn bei den Aufnahmen stört, aus dem Bett krabbelt und nicht schlafen will. Auf dieser zweiten Ebene geht es um das Erzählen an und für sich.
Der Abend ist technisch ausgefeilt und intelligent konstruiert. Durch die Brechungen auf der Metaebene ging für mich der Reiz des Ausflugs in den Dschungel etwas verloren, der für andere Zuschauer, die zum Teil stehend applaudierten, sehr packend war.
Bild: Robbie Jack