Portrait of myself as my father

„Put your hands up in the air“, brüllt Nora Chipaumire im Stil besonders billiger Animateure in ihr Mikro, während laute Beats dröhnen. Mit Schulterpolstern wie ein American Football-Star hat sie sich in einem Boxring postiert und schreit Satzfetzen ins Auditorium.

Ein „Manifesto“ kündigt sie an, den Männern will sie den Prozess machen: den weißen ehemaligen Kolonialherrn, aber auch der Generation ihres Vaters, den sie nie kennengelernt hat. Mit Chipaumire stehen Shamar Watt und Pape Ibrahima Ndiaya a.k.a. Kaolack im Ring.

Kaolack trägt nur Ledersuspensorium und Boxershorts. Seine Aufgabe ist es, seine Muskeln zu präsentieren und die Posen einzunehmen, die ihm Nora Chipaumire vorgibt: „Ten steps to become a Black African Man“. Stereotype und Klischees werden reproduziert, Kaolack wird als animalischer, mit Po und Hüften wackelnder Muskelprotz zum Objekt gemacht.

Die Zwischentöne und Brüche kommen zu kurz. In Schnappatmung plärrt Chipaumire in ihr Mikro, aber nur Fetzen sind zu verstehen, der ohrenbetäubende Lärm überdeckt die Nuancen. Dass sie auch Nelson Mandela und Patrice Lumumba als Role Models schwarzer Männlichkeit kurz antippte, ging in der Performance unter, ist aber im Festival-Magazin in einem Interview mit der in Simbabwe geborenen, in New York lebenden Künstlerin nachzulesen.

Ganz am Ende der überfrachteten Performance packt Chipaumire ihren Mitspieler Kaolack wie einen Mehlsack auf ihren Rücken, schleppt ihn durch den Ring und erinnert in einem kurzen Monolog an ihren Vater.

Eine Besonderheit dieses Abends ist, dass Zuschauer, die während der Vorstellung gehen wollten, von den PerformerInnen fast bis zur Tür verfolgt wurden.

Bild I: William Nadylam, Bild II: Dajana Lothert

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert