Autobiography

Dank des höheren Etats zum 30jährigen Festival-Jubiläum konnte Tanz im August einen der Stars der britischen Choreographen-Szene präsentieren: Wayne McGregor gastiert mit seiner Company und seinem aktuellsten Werk „Autobiography“, das im Herbst 2017 bei der Uraufführung in Sadler´s Well von den Londoner Kritiken bejubelt wurde.

23 kurze Szenen dachte sich McGregor aus, die exemplarisch für verschiedene Lebenssituationen stehen. Von Verwirrung und Zerrissenheit über das Genießen der Natur bis zum Älterwerden spannt sich ein Bogen, der keineswegs linear ist. McGregor dachte sich als besonderen Kniff für diesen Abend aus, dass die Reihenfolge der Szenen vor jeder Vorstellung von einem Algorithmus neu festgelegt wird. Nur das Solo zu Beginn und der Schluss sind fix. Im Festival-Magazin erzählt McGregor, dass 24.000 Permutationen möglich sind. Der Algorithmus basiert auf dem genetischen Code, den der für sein starkes Interesse an Robotik und Genetik bekannte Brite in einem Online-Test analysieren ließ.

Der Nachteil dieser vor jeder Vorstellung neu arrangierten Versatzstücke: Einen roten Faden wird man vergeblich suchen. Dementsprechend beliebig wirkt der Abend.

Der Vorteil der Arrangements: Der schnelle Wechsel sehr unterschiedlicher Szenen hat seinen eigenen Reiz. Getragene Langsamkeit wechselt mit aufwühlenden Beats und hektischen Moves, auf düstere Stimmung folgt grell ausgeleuchtete Gruppen-Action.

Den stärksten Eindruck dieser Arbeit „Autobiography“ hinterlassen das effektsicher eingesetzte Lichtdesign von Lucy Carter und die variantenreiche Musik-Auswahl von Jlin, die ihre Electro-Sounds mit Barock-Kompositionen mixt. Sie tragen wesentlich dazu bei, dass dieser Abend trotz der genannten Einschränkungen überzeugt. Die Einstufung als „philosophical process“, von dem der Guardian schwärmte, wirkt jedoch stark übertrieben.

Bild 1: Richard Davies, Bild 2: Andrej Uspenski

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