Publikumsbeschimpfung

Das Berliner Theaterpublikum, das aus den letzten Tagen der Castorf-Ära von Sitzkissen-Landschaften bis zu hartem Asphalt schon einiges an Unbequemlichkeiten durchlitten hat, fasst Regisseur Martin Laberenz bei seiner „Publikumsbeschimpfung“ mit Samthandschuhen an. Bei der Premiere der Ko-Produktion in Stuttgart mussten die Besucher*innen in der Außenspielstätte Nord noch auf dem Boden Platz nehmen. In den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin blieb die Bestuhlung drin – alles wie gewohnt, das Publikum setzt sich auf die numerierten Plätze, während vorne der Pianist in den Abend einstimmt.

Auch sonst wirkt der Abend mut- und harmlos: Meta-Theater, so langatmig wie langweilig, wird geboten, zwischendurch gratis Wodka ausgegeben. Während die Band ihre Instrumente neu arrangiert, wird vorne frontal ins Publikum deklamiert oder auch mal gefühlt minutenlang geschwiegen.

Was Laberenz und die beiden koproduzierenden Theater an Peter Handkes Stück interessierte, das unter Claus Peymanns Uraufführungs-Regie 1966 zum legendären Theater-Skandal wurde, bleibt unklar. Ein Abend aus dem verqualmten Theater-Museum. „Erschreckend unoriginell“, wie Bernd Noack auf SPIEGEL Online im Mai in Stuttgart treffend zusammenfasste.

Bild: Arno Declair

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