Königlich ist an dem zur Absteige heruntergekommenen Luxushotel „El Royale“, das genau auf der Grenze zwischen Nevada und Kalifornien liegt, gar nichts mehr. Ein junger, verschüchterter Concierge (Lewis Pullman als eine Entdeckung dieses Films) hält die Stellung. Nach und nach stranden sieben Fremde bei, die meisten unter falscher Identität und entweder auf der Flucht vor sich selbst oder anderen.
Stilistisch handelt es sich um ein Thriller-B-Movie. Der Plot schlägt nach etwas zäher Einführung der Figuren rasant seine Haken, spielt bestimmte Szenen gekonnt aus mehreren Perspektiven durch und hat trotz der 2 h 22 Minuten nur wenige Längen.
Wie es sich für einen Genre-Film gehört, kommen Sex und vor allem Crime nicht zu kurz. Erpressung mit heimlichen Video-Aufnahmen, die Suche nach der versteckten Beute aus einem Überfall, ein sadistischer Guru und Killer, der an Charles Manson erinnert, sind wesentliche Zutaten dieses Plots. Der Hotel-Flur erweist sich als Spiegelkabinett, durch das die Kinozuschauer*innen voyeuristisch in die einzelnen Zimmer blicken können.
Die zweite große Entdeckung des Films neben Lewis Pullman ist Broadway-Musical-Star Cynthia Erivo, die als Sängerin Darlene Sweet einige glänzende Soli hat und mit 1960er Jahre-Flower-Power-Feel-Good-Songs das zunehmend blutige und düstere Treiben im Hotel ironisch kommentiert. Dieses Jahrzehnt prägt nicht nur den Soundtrack und Retro-Look des Thrillers, das Vietnam-Trauma ist im Plot deutlich präsent. Schwarz-Weiß-Schnipsel von Reden des US-Präsidenten Richard Nixon werden ebenfalls eingestreut.
Regisseur Drew Goddard, der bisher vor allem als Drehbuchautor z.B. von „Der Marsianer“ auffiel, setzte in seinem zweiten Film nach „The Cabin in the Woods“ aber nicht ausschließlich auf Newcomer, sondern auch auf bekannte Leinwandstars wie Jeff Bridges als bärbeißiger Priester Daniel Flynn, Chris Hemsworth als ebenso narzisstischer wie sadistischer Billy Lee und Dakota Johnson als toughe Hippie-Braut.
In seiner tarantinoesken Lust an Splatter, trashig-gebrochenen Figuren und ironisch-nostalgischen Hommage an die späten 1960er Jahre ist „Bad Times at the El Royale“ zwar kein ganz großer Wurf, aber eine unterhaltsame Genre-Produktion mit schön choreographierten Szenen. In Erinnerung bleiben ein Russisch Roulette-Showdown und die schweißtreibende Schatzsuche, bei der die Hammerschläge geschickt vom In-Die-Hände-Klatschen während eines Songs überdeckt werden.
„Bad Times at the El Royale“ war Abschlussfilm des Festivals in San Sebastian und startete am 11. Oktober 2018 in den Kinos.
Bilder: © 2018 Twentieth Century Fox