Lazarus

Seine schwere Krebserkrankung hielt David Bowie bis zuletzt vor der Öffentlichkeit geheim. Sein Musical „Lazarus“, das er gemeinsam mit dem irischen Dramatiker Enda Walsh schrieb und 2015 am New Yorker Off-Broadway uraufgeführt wurde, ist hingegen eine umso dringlichere Auseinandersetzung mit dem Tod.

Im Zentrum des Musicals steht Thomas Jerome Newton, die Hauptfigur aus dem Roman „The Man who fell to earth“ und der berühmten Verfilmung von Nicolas Roeg (1976), die damals David Bowie verkörperte, kurz bevor er in die Schöneberger Hauptstraße zog. Zeit seines Lebens beschäftigte Bowie dieser Alien, der auf der Suche nach Wasser für seinen Wüstenplaneten auf die Erde kam und an der Brutalität und Rücksichtslosigkeit der Spezies homo sapiens zerbrach.

Kurz vor seinem Tod kehrte Bowie zu diesem Stoff zurück und erzählt von Newton als vereinsamtem Mann, der sich nach dem Tod als Erlösung sehnt, aber nicht sterben kann. Enda Walsh berichtet im Programmheft-Interview mit der Dramaturgin Janine Ortiz, dass Bowie und ihm ein Fiebertraum vorschwebte.

Leider ist von diesem Fiebertraum bei der deutschsprachigen Erstaufführung, die zwei Jahre nach Bowies Tod am Schauspielhaus Düsseldorf stattfand, wenig zu spüren. Matthias Hartmanns „Lazarus“ ist ein zu konventionelles Musical, das ein Best-of der Bowie-Songs mit „Heroes“ als großem Finale bietet. Die Spielhandlung zwischen den Nummern bleibt recht blass. Wie dem Ex-Burgtheater-Intendanten Hartmann schon öfter vorgeworfen wurde, ist auch dieser „Lazarus“ eine kunstgewerbliche Revue, die sich sehr beim Publikum anbiedert und dafür stehende Ovationen erntet, aber künstlerisch zu viele Wünsche offen lässt.

Der eigentliche Star des Abends ist nicht der norwegische Performer Hans Petter Melø Dahl, der seinen Lebensmittelpunkt in Amsterdam hat und zuletzt vor allem mit der Needcompany von Jan Lauwers zusammenarbeitete. Er sieht David Bowie zwar verblüffend ähnlich, kann in dieser zweistündigen Inszenierung aber zu wenige Akzente setzen. Den stärksten Eindruck hinterlässt André Kaczmarczyk, der als schwarzer Todesengel und Serienmörder Valentine über die Showtreppe geistert und den Rest des Ensembles erdolcht. Er gibt dem Abend die geheimnisvolle Aura, die auch Bowie verströmte, die dem Düsseldorfer „Lazarus“ aber ansonsten fehlt.

Bild: Lucie Jansch

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