Boys don´t cry and girls just want to have fun

Wunderbar ironisch ist der Streifzug durch die Geschlechterrollen, den André Kaczmarczyk, eines der Aushängeschilder des Düsseldorfer Schauspielhauses, mit einigen Kolleg*innen zum Ende der vorigen Spielzeit einstudiert hat. „Boys don´t cry ans girls just wanna have fun“ entwickelte sich zurecht schnell zum Publikumsmagnet und zog deshalb mittlerweile auf die Große Bühne um, war heute aber noch mal am Original-Ort zu erleben.

Die sechs Spieler*innen schlüpfen fast im Minuten-Takt in neue Kostüme: von Genet Zagay, die Trude Herrs „Ich will keine Schokolade…“ schmettert, geht es zu André Kaczmarczyk auf High Heels und in Strapsen als Frank´n´Furter. Stefan Gorski trällert im roten Fummel „Das bisschen Haushalt, sagt mein Mann…“, Sebastian Tessenow wird von seinen Kolleginnen zu „You can leave your hat on“ herumkommandiert. Lou Strenger und Hanna Werth tauchen mit Schnurrbärten und in Anzügen in die 1920er Jahre ein.

Unterhaltsame zwei Stunden und zwei Zugaben surfen die Ensemble-Mitglieder, begleitet von den beiden Musikern Daniel Brandl und Matts Johan Leenders, und unterstützt von der Choreographin Bridget Petzold durch das „postpatriarchale Durcheinander“. Den nötigen Tiefgang bekommt die Revue durch den Dramaturgen Frederik Tidén, der sich als langbeinige Marilyn Monroe immer wieder ins Geschehen einschaltet. Er erzählt von seinen Schwierigkeiten in der Pubertät, als er in der bayerischen und später badischen Provinz als Exot wahrgenommen wurde und auf der Suche nach seiner Identität war, macht sich scharfzüngig über Edeka-Wurst-Angebote lustig, die sich gezielt an Männer oder Frauen richten, oder streut ein paar Anekdoten von Susanne Bartschs „On Top“-Party ein, die es vom Schweizer Bergdorf Bäretswill zur Nachtleben-Ikone in Manhattan schaffte.

Gegen Ende der zwei Stunden dominieren die melancholischeren, nachdenklicheren Songs, auch Tidén meldet sich öfter zu Wort. So entwickelt sich „Boys don´t cry and girls just wanna have fun“ zu einem Abend, der nicht nur kurzweilige Unterhaltung bietet, sondern auch ein überzeugendes queeres Statement ist.

Bild: Sandra Then

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