High Life

Einen doppelten Albtraum durchleidet Ex-Teenie-Idol Robert Pattinson, der sich zum anerkannten Schauspieler mausert, im Sci-Fi-Drama „High Life“. In düsteren, klaustrophobischen Bildern erzählt die französische Autorenfilmerin Claire Denis in ihrem ersten englischsprachigen Werk von seiner Strafexpedition im All. Es ist schon hart genug, dass er allein und hilflos in einer verdreckten Kapsel, die offensichtlich schon einige Jahre auf dem Buckel hat, durch den Orbit taumelt. Hinzu kommt noch das nervtötende Geplärre seines Babys an Bord. Auch in Momenten, in denen Willow nicht im Bild ist, setzt Claire Denis das Wimmern und Krakeeln immer wieder derart suggestiv ein, dass sich Kinozuschauer mehrfach im Saal umdrehen, um den vermeintlichen Störenfried ausfindig zu machen.

Wie das Baby in die Raumkapsel kam, erfahren wir in langen Rückblenden erst nach der visuell stärksten Szene des Films: Monte (Pattinson) packt einige Leichensäcke, schiebt sie zur Luke und wirft sie hinaus, so dass die Leichen durch das All schweben. Monte war offensichtlich nicht immer auf sich gestellt, sondern Teil eines zynischen Experiments. Straftäter, die zu lebenslänglicher Haft oder zum Tod verurteilt sind, konnten sich zu einer Expedition zu einem Schwarzen Loch melden. Die ebenso sadistische wie nymphomanische Ärztin Dr. Dibs (Juliette Binoche gegen ihre typischen Rollen besetzt) benutzt sie als Versuchskaninchen für medizinische Tests und als Samenspender. Lars Eidinger, Mia Goth und Ewan Mitchell geistern als Trash-Kolportage-Figuren durch das von Olafur Eliasson designte Raumschiff. Nach der meditativen Exposition wird „High Life“ im Mittelteil zu einem bizarren Wimmelbild kleiner Splitter und mündet in eine Vergewaltigung des schlafenden Monte durch die Ärztin.

Einer nach dem anderen kommt auf recht blutige Weise ums Leben, bis die Säcke verschnürt und Monte mit seiner Tochter allein ist. Der einzige Hoffnungsschimmer dieses Dramas über Triebe und Sadismus ist die Schluss-Sequenz: Schreibaby Willow ist mittlerweile eine junge Frau, Monte dagegen immer noch alterslos und hat mit Gartenarbeit im All seine innere Ruhe gefunden. Nach Dunkelheit und Enge, die diesen Film beherrschten, blendet sie im letzten Bild gleißendes Licht.

„High Life“ wurde nicht rechtzeitig für das Festival in Cannes fertig und hatte deshalb in Toronto im September 2018 Premiere. Wer den Film bei „Around the world in 14 films“ verpasst hat, kann ihn ab 14. März 2019 im Kino sehen.

Bild: © 2018 Alcatraz Films – Pandora Film Produktion

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