The Wild Pear Tree

In schier endlosen 188 Minuten erzählt Nuri Bilge Ceylan, Stammgast im Wettbewerb von Cannes und beim „Around the world in 14 films“-Festival, von Sinans Erwachsenwerden. Er steht kurz vor seinem Examen zum Grundschullehrer, hat aber eigentlich ganz andere Pläne. Sinan (gespielt vom Comedian Aydın Doğu Demirkol) möchte Schriftsteller werden und sucht verzweifelt nach Mäzenen, die ihm bei der Veröffentlichung seines Romandebüts „The Wild Pear Tree“ helfen sollen. In einem zweiten Erzählstrang geht es um Sinans schwieriges Verhältnis zu seinem Vater Idris (Murat Cemcir), der alles verkörpert, was Sinan ablehnt.

Filmpate Nicolas Wackerbarth warnte das Publikum vor: die langen Dialoge voller Anspielungen auf Literatur und Kunst über mehr als drei Stunden mitzulesen, ist für alle, die kein Türkisch sprechen, eine Herausforderung. Hinzu kommt, dass der Film, wie Joachim Kurz auf Kino-Zeit nach der Cannes-Premiere kritisierte, über weite Strecken zu sehr dahinplätschert und erst am Ende überzeugt. Dennoch harrte der größte Teil des „14 films“-Festival-Publikums bis weit nach Mitternacht in der Kulturbrauerei aus.

„Wild Pear Tree“ ist in seiner elegischen Melancholie in seine eigene Welt eingesponnen. Allein schon die Produktionsbedingungen sind ungewöhnlich und mit den üblichen Marktgesetzen der Filmindustrie nicht vereinbar: mehr als drei Monate drehte Ceylan die Szenen seines Films recht chronologisch in der türkischen Provinz.

Ceylans jüngstes Werk gehört nicht zu den besten Filmen des aktuellen Cannes-Wettbewerbs-Jahrgangs und fordert seinem Publikum einiges ab. Bisher wagte sich noch kein Verleih daran, den Film ins Kino zu bringen. Die Türkei schickt ihren prominenten Autorenfilmer ins Oscar-Rennen um den „Besten fremdsprachigen Film“ 2019.

Bild: © nuri bilge ceylan / nbcfilm

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