Astrid

Emotional, aber nicht rührselig erzählt die dänische Regisseurin Pernille Fischer Christensen vom Drama einer begabten jungen Frau im schwedischen, erzprotestantischen Kaff Vimmerby. Astrid Eriksson ist ein aufgewecktes Mädchen mit Pippi-Langstrumpf-Zöpfen und immer einem frechen Spruch auf dem Lippen. Das Leben auf dem kleinen Hof der Eltern, die ihr Land von der Kirche gepachtet haben, besteht nur aus Arbeit, Fleiß und Askese.

Als der Redakteur der Lokalzeitung eine Stelle als Volontärin zu vergeben hat, erschließt sich Astrid eine neue Welt: „Freiheit“ ist eine ihrer ersten Assoziationen. Sie fällt schnell durch ihren wachen Verstand und ihren flotten Schreibstil auf. Zum Verhängnis wird ihr, dass sie mit ihrem Chef im Bett landet und schwanger wird.

Der Film „Astrid“ beschreibt die Nöte einer jungen alleinerziehenden Mutter im Schweden der 1920er Jahre, die so gar nichts mit Bullerbü-Idylle oder unseren Vorstellungen eines kuschligen, skandinavischen Wohlfahrtsstaates zu tun haben. Unter den rigiden Moralvorstellungen von Kirche und Eltern kann Astrid kaum atmen. Ihr Verlobter macht ihr zwar Hoffnungen, dass er sie heiraten wird, aber nur unter harschen Bedingungen: Solange das Scheidungsverfahren von seiner Frau noch nicht abgeschlossen ist, muss Astrid (Alba August) ihr Kind bei einer Pflegemutter im Nachbarland Dänemark verstecken. Auf keinen Fall darf sein Name in der Geburtsurkunde auftauchen, schärft er Astrid ein, weil ihm sonst angeblich eine Haft wegen Unzucht drohe.

Die Hauptdarstellerin Alba August ist die große Entdeckung des melodramatischen Biopics. Eindringlich und glaubhaft verkörpert sie den schwierigen Weg der jungen Mutter, die unter der Trennung von ihrem Sohn Lasse leidet, ihn schließlich zu sich holt, obwohl er natürlich keine Bindung zu ihr hat, und in Stockholm ein neues Leben beginnt.

„Astrid“ ist inspiriert von der Biographie der weltberühmten Schriftstellerin Astrid Lindgren. Die gesamte Erzählung wird gerahmt von Kinder-Fanpost, die der Erfinderin von Michel von Lönneberga, Karlsson vom Dach, Ronja Räubertochter und so vieler anderer Figuren danken. Nach knapp zwei Stunden endet der Film mit einem Song, der uns dazu auffordert, ins Leben zu springen und von Hindernissen nicht entmutigen zu lassen.

Nach der Premiere als Berlinale Special im Februar 2018 startete „Astrid“ als schöner Film für die Vorweihnachtszeit am 6. Dezember 2018 in den Kinos.

Bild 1: © Erik Molberg Hansen / DCM; Bild 2: © DCM

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