Don Juan

Von der funkeinsprühenden Energie und der hochtourigen Hysterie seiner stärksten Volksbühnen-Abende ist Frank Castorfs „Don Juan“ im Exil am Münchner Residenztheater weit entfernt. Obwohl die Aufführung schon nach weniger als vier Stunden zu Ende ist und damit auch wesentlich kürzer als seine meisten Inszenierungen, schleppt sich die sehr verqualmte Molière-Bearbeitung besonders zäh dahin.

Als Abgesang auf das Patriarchat ist der Abend angelegt, Franz Pätzold und Aurel Mantel treten als doppelter „Don Juan“ wie traurige Clowns im barocken Bühnenbild von Aleksandar Denić auf. Bis zur finalen Höllenfahrt ist der Abend mit obligatorischem Fremdtext-Material angereichert. Warum Heiner Müllers antikolonalistisches Lehrstück „Der Auftrag“ wie in so vielen aktuellen Theateraufführungen auch hier wieder kurz vor Schluss herbeizitiert wird, erschließt sich nicht. Besser fügen sich Georges Bataille und Blaise Pascal in den Castorf-Abend ein.

Sichtlich unterfordert wirken die Castorf-erfahrenen Spieler*innen. Die beiden bereits genannten Hauptdarsteller teilen sich die Bühne mit Bibiana Beglau als Don Juans Ehefrau Elvira, Nora Buzalka als Charlotte und Marcel Heupermann als Pierrot und drei Ziegen. Selten nimmt das Geschehen auf der Bühne Fahrt auf, vor allem in der zweiten Hälfte nehmen Interesse und Konzentration im Publikum deutlich ab: Gespräche mit den Nachbarn, unruhiges Hin- und Herrutschen auf dem Stuhl, Blicke aufs Handy.

Bild: Matthias Horn

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