Diese süßliche Weihnachts-Anti-Rassismus-Geschichte bringt alles mit, was einen Oscar-Favoriten ausmacht: ein überschaubarer Plot, zwei Figuren, die sich langsam wandeln, und ganz viel Gefühl.
Peter Farrelly, der in den 90ern gemeinsam mit seinem Bruder, einige besonders alberne Komödien mit Jim Carrey (z.B. „Dumm und dümmer“, „Verrückt nach Mary“) ablieferte, wechselte ins ernstere Fach und zeichnet eine wahre Begebenheit aus den US-Südstaaten kurz vor der Bürgerrechtsbewegung nach.
Der abgehoben-arrogante Musiker Don Shirley (Mahershala Ali) trägt seine Kultiviertheit so demonstrativ vor sich her, dass der grobschlächtige, vorübergehend arbeitslose Türsteher Tony Lip aus der Bronx (Viggo Mortensen) so gar nicht zu ihm passen will. Dennoch engagiert Shirley den Bewerber als seinen Fahrer und bricht mit ihm auf einer mehrwöchige Reise auf: immer tiefer in den Süden.
Erwartungsgemäß werden die Demütigungen des schwarzen Musikers im Verlauf der Reise immer gravierender: zunächst kleine Nadelstiche, die Shirley an seinem Schutzpanzer abprallen lässt, schließlich körperliche Gewalt und dumpfster Rassismus. Wie zu erwarten kommen sich die beiden gegensätzlichen Männer langsam näher: aus blankem Unverständnis wird Sympathie. Am Ende feiern sie sogar gemeinsam Weihnachten.
Das ist nett und nach den üblichen Konventionen des Hollywood-Kinos erzählt. Der Wohlfühlfilm „Green Book – Eine besondere Freundschaft“ gewann schon den Publikumspreis des Festivals in Toronto und drei Golden Globes (bester Film in der Kategorie Komödie/Musical, bester Nebendarsteller Mahershala Ali und bestes Drehbuch, an dem auch Nick Vallelonga, der Sohn von Tony Lip, mitschrieb). Das banale Weihnachts-Versöhnungs-Märchen traf auch den Geschmack der Oscar-Jury und gewann dort ebenfalls drei Preise (bester Film, bestes Original-Drehbuch und Mahershala Ali als bester Nebendarsteller), obwohl es in diesem Hollywood-Kinojahr wesentlich interessantere und gelungenere Produktionen gab.
Kinostart: 31. Januar 2019
Bild: © 2018 eOne Germany
Stefan Bütow
Je mehr Preise ein Filme gewinnt; desto mehr meckern die bitterbösen Kritiker.
Ich bin nach „Moonlight“ einfach nur gespannt auf Mahershala Ali in einer ganz anderen Rolle. Ich freue mich auch auf „Aragorn“ als Rausschmeißer und Chauffeur.
Peter Huber
Ein toller Film. Unbedingt auch mal in OV anschauen. An einer Stelle fällt die abweichende deutsche Synchronisation auf!