Kindness of Strangers

Ohne großen Promi-Glamour, dafür umso rührseliger eröffnete heute Abend die 69. Berlinale.

Lone Scherfigs Film „Kindness of Strangers“ ist eine von süßlichen Streicher- und Piano-Klängen unterlegte Geschichte aus dem Moloch New York. Mit ihrem Wohlfühlfilm „Italienisch für Anfänger“ wurde sie 2001 bekannt und gewann unmittelbar vor Dieter Kosslicks Amtsantritt den Silbernen Bären. In seinem letzten Dienstjahr erwies der treuen Berlinale-Weggefährtin, die hier auch „Wilbur wants to kill himself“ (Berlinale Special 2003) und „An Education“ (Berlinale Special 2009) vorstellte, die Ehre, das Festival mit ihrem Film zu eröffnen.

Knapp zwei zähe Stunden lang folgt Scherfig einigen Mühseligen und Beladenen, die sich durch den Großstadt-Dschungel schlagen und deren Wege sich dabei immer wieder kreuzen. Die seichte Handlung ist um folgende Protagonist*innen herumgestrickt: Clara (Zoe Kazan, Enkelin der Regie-Legende Elia Kazan) flieht mit ihren zwei Söhnen vor ihrem gewalttätigen Polizisten-Ehemann, Marc (Tahar Rahim) saß zu Unrecht im Gefängnis und bringt nun mit viel Fleiß ein russisches Restaurant auf Vordermann, Alice (Andrea Riseborough) reibt sich neben anstrengenden Schichten als Krankenschwester im ehrenamtlichen Engagement auf, sie leitet eine kirchliche Selbsthilfegruppe und organisiert eine Suppenküche für Obdachlose.

„Kindness of Strangers“ ist als Hymne auf die Solidarität zweifellos gut gemeint, aber plakativ bis zur Schmerzgrenze.

Bild: Per Arnesen

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