Öndög

In der Ära Dieter Kosslick ist der chinesische Regisseur Wang Quan´an fast schon Stammgast im Wettbewerb der Berlinale: 2007 gewann er mit „Tuyas Hütte“ den Goldenen Bären, 2010 folgte ein Silberner Bär für das Drehbuch von „Tuan Yuan/Together Apart“ und 2012 die nächste Einladung mit „Bai Lu Yuan/White Deer Plain“.

Sein neuer Film „Öndög“ spielt mit den Erwartungen: mitten in der schier endlosen mongolischen Steppe wird eine nackte Frauenleiche gefunden. Ein mürrischer Kommissar muss mit seinem Team anrücken, interessiert sich aber mehr für den nahen Ruhestand und die hübsche Praktikantin. Ein 18jähriges, naives Milchgesicht lässt er allein neben der Leiche zurück.

Die Ermittlung im Mordfall tritt dementsprechend bald komplett in den Hintergrund. Als Hauptfigut kristalliert sich eine Hirtin (Dulamjav Enkhtaivan) heraus, die alle nur respekttvoll-kopfschüttelnd die „Dinosaurierin“ nennen. Sie provoziert die Männer, da sie mit traditionellen Geschlechterrollen bricht: sie schlägt sich allein in der Wildnis durch, verteidigt ihre Schafherde mit dem Gewehr gegen Wölfe und hält die Verehrer auf Distanz.

„Öndög“ erzählt in stillen, wortkargen Einstellungen inmitten des großen Naturpanoramas von der Entwicklung der Frau, die sich langsam doch öffnet, schwanger wird und eine Bindung eingeht. Ein „Öndög“ ist ein Dinosaurier-Ei, erfahren wir. Wie ihre ausgestorbenen Namensvetter pflanzt sich auch die Dinosaurierin am Ende fort.

„Öndög“ ist ein typischer Festival-Film von den Rändern des Weltkinos, der mit einer skurrilen Geschichte unterhält, aber keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Bild: © Wang Quan’an

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