Was passiert, wenn eine Geheimdienst-Agentin aussteigen will und zur „loose canon“ wird? Mit dieser Situation sehen sich hochrangige Mossad-Agenten und Thomas (gespielt von Martin Freeman) zu Beginn des Dramas „The Operative“ von Yuval Adler konfrontiert. Der Film erzählt in Rückblenden, wie Rachel (Diane Kruger) vom israelischen Geheimdienst angeworben wurde und der Legende, Englisch-Kurse an einer Sprachschule zu geben, in den Iran geschickt wird und schließlich den Auftrag erhält, das Atomprogramm zu sabotieren.
Recht sparsam, eher in der zweiten Hälfte der 120 Minuten bedient der Film die üblichen Genre-Regeln des Spionage-Thrillers und spielt mit dem Suspense, wenn Rachel bei besonders heiklen Missionen die Enttarnung droht.
Der Film ist aber nur in zweiter Linie klassisches Agenten-Drama, in erster Linie bietet er seiner Hauptdarstellerin Diane Kruger eine große Bühne. Die Berlinale griff gerne zu und lud den mit deutschen Fördergeldern koproduzierten Film zu einer Gala-Premiere außerhalb der Bären-Wettbewerbs-Konkurrenz ein. Das Hollywoodsternchen aus der niedersächsischen Provinz bringt somit noch etwas Glamour in den letzten Jahrgang der Ära Kosslick, bei dem sich die Stars auf dem Roten Teppich sonst rar machen.
Das Spannendste an diesem Film sind die Hintergründe. Der Mossad ist eigentlich für die Präzision und das kalkulierte Risiko seiner Operationen, wird aber hier in einigen Szenen als dilettantisch gezeichnet. Ich war überrascht zu erfahren, dass der Film auf einem Roman eines Mossad-Agenten im Ruhestand basiert: „The English Teacher“ von Yiftach Reicher Atir wurde laut Presseheft in Israel zensiert. Vom Mossad zeichnet er tatsächlich kein schmeichelhaftes Bild. In deutscher Übersetzung liegt er noch nicht vor, die Washington Post stufte „The English Teacher“ als eine der besten Neuerscheinungen des Jahres 2016 ein.
Bild: © Kolja Brandt