God exists, her name is Petrunya

Die Story des mazedonischen Wettbewerbs-Beitrags „God exists, her name is Petrunya“ (Original-Titel: „Gospod postoi, imeto i‘ e Petrunija“) ist so skurril, dass ich sie auf den ersten Blick für einen witzigen, feministischen Einfall der Regisseurin und Drehbuchautorin Teona Strugar Matevska hielt: Eine junge Frau nimmt am Tauchgang nach einem Holzkreuz teil, das orthodoxe Priester traditionell am 19. Januar in einem eiskalten Fluss versenken. Der Sieger wird als Held gefeiert und darf sich auf ein Jahr voller Glück freuen.

Es löst einen gewaltigen Eklat, dass nicht einer der testosteronstrotzenden Männer das Kreuz in der Hand hält, sondern die pummelige Petrunya, die als Frau bei diesem religiösen Ritual rein gar nichts verloren hat.

Im Presseheft der Berlinale ist nachzulesen, dass diese Geschichte auf einer wahren Begebenheit kaum zu glauben. Kaum zu glauben im Europa des 21. Jahrhunderts: im mazedonischen Städtchen Štip löste eine junge Frau einen Aufschrei der lokalen Behörden und der kirchlichen Würdenträger aus, weil sie es wagte, in die Männerdomäne einzubrechen und die patriarchale Ordnung zu stören.

Den 100 Minuten sind die Wut der Regisseurin anzumerken. Als ihr Sprachrohr hat sie eine TV-Journalistin hinzuerfunden (gespielt von Labina Mitevska, die den Film produzierte). Es ist eine dramaturgische Schwäche des Werks, dass diese Figur alles, was ohnehin offensichtlich ist, noch einmal ausspricht.

Die spannendere Figur ist Petrunya, eine schüchterne, arbeitslose 32jährige Historikerin (gespielt von der Theaterschauspielerin Zorica Nusheva bei ihrem Film-Debüt), die von ihrer dominanten Mutter herumgeschubst wird und sich bei einem Bewerbungsgespräch gegen sexuelle Übergriffe des arroganten Chefs wehren muss. Im Lauf des Films entwickelt sie Selbstwertgefühl und Widerspruchsgeist und nimmt es mit den lokalen Autoritäten auf.

Nach zwei Einladungen ins Panorama der Berlinale ist „God exists, her name is Petrunya“ Teona Strugar Mitevskas Debüt im Wettbewerb um die Bären.

Bild: © sistersandbrothermitevski

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert