Bruno Ganz in „Die Bakchen“ und „Der Park“

Zum Tod von Bruno Ganz würdigt die Schaubühne ihr langjähriges Ensemble-Mitglied mit einer Veranstaltungsreihe. Er war eine der tragenden Säulen der Ära Peter Stein, in der sich die Schaubühne, die damals noch am Halleschen Ufer in Kreuzberg residierte, zum angesagtesten Theater der 1970er und frühen 1980er Jahre entwickelte.

Eine kleine Filmreihe aus ARD/ZDF-Theatertreffen-Mitschnitten bekannter Inszenierungen im kleinen Studio der Schaubühne bietet den Nachgeborenen die Chance, sich ein eigenes Bild von den damaligen Inszenierungen zu machen, die wir nur aus Theater-Geschichtsbüchern und schwärmenden Erzählungen kennen. Leider nutzten nur wenige Jüngere diese Gelegenheit, die Generation 60 plus blieb weitgehend unter sich und nahm auf dem Weg in die nicht barrierefreie Spielstätte manche Strapaze auf sich.

„Die Bakchen“ von Klaus Michael Grüber waren ein besonderes Erlebnis. Auch in der 45 Jahre alten Aufnahme, die zwangsläufig weit vom heutigen technischen Standard entfernt ist, lässt sich erahnen, was für ein aufregendes, radikales, größenwahnsinniges Unterfangen dieses „Antiken-Projekt“ gewesen ist, das Stein und Grüber in einem Pavillon der Messehallen von Berlin (West) stemmten. Die Kostüme, das Bühnenbild und vor allem das Spiel mit dem Licht kommen in der mitgeschnittenen Konserve aus dem Archiv nicht 100% zur Geltung, aber dass dieser Abend „bemerkenswert“ ist, wie die Definition einer Einladung zum Theatertreffen lautet, liegt auf der Hand. Viel Prominenz bis in Nebenrollen von Edith Clever über Otto Sander bis Angela Winkler trägt diesen mehr als dreistündigen „Bakchen“-Abend.

Die Verse werden passagenweise auf Altgriechisch deklamiert, weihevoll steht der Text im Zentrum des Abends. Regie-Team und Ensemble nehmen sich alle Zeit der Welt und zwingen das Publikum, sich auf das entschleunigte Tempo, fast wie in Zeitlupe, einzulassen. Viel Prominenz bis in Nebenrollen von Edith Clever über Otto Sander bis Angela Winkler trägt diesen mehr als dreistündigen „Bakchen“-Abend. Bruno Ganz, damals erst 32 Jahre jung und bereits ein Bühnenstar, beeindruckt mit seiner Präsenz als Pentheus.

Zu dem Zeitpunkt hatte er schon eine beachtliche Karriere hinter sich: Als „Torquato Tasso“ wurde er Ende der 1960er Jahre in Bremen bekannt. Peter Stein holte ihn nach Berlin, wo er mit „Prinz von Homburg“ und „Peer Gynt“ große Erfolge feierte. Diese Inszenierungen stehen am 9. und 10. März zum Abschluss der Reihe auf dem Programm, davor präsentiert die Schaubühne am 6. März gemeinsam mit der Regina Ziegler Filmproduktion im Kino Filmkunst 66 die „Sommergäste“-Verfilmung.

Als zweite Aufzeichnung des vergangenen Wochenendes lief am Sonntag Peter Steins „Der Park“ (Premiere im November 1984, eingeladen zum Theatertreffen 1985): Botho Strauß war der Autor der sehr im Zeitgeist der 1980er Jahre verhafteten und heute fast vergessenen Überschreibung von Shakespeares Sommernachtstraum. Auch hier ballen sich große Namen: Bruno Ganz spielt an der Seite von Jutta Lampe, Corinna Kirchhoff, Udo Samel, Peter Simonischek. Als Gast war Walter Schmidinger dabei, der den „Puck“-Verschnitt Cyprian mimte. Nach seinem Bühnenunfall während der Endproben musste die Uraufführung um zwei Monate verschoben werden, so dass das Theater Freiburg mit seiner „Park“-Inszenierung schließlich  früher dran war.

Dieser Aufführung ist anzumerken, dass sie schon aus der Abenddämmerung der Ära Stein stammt. Vieles wirkt nicht mehr so frisch wie bei „Die Bakchen“, sondern manieriert. Ganz hatte das Ensemble bereits 1976 verlassen, konzentrierte sich vor allem auf den Film, kehrte aber regelmäßig als Gast ans Haus zurück. In „Der Park“ konnte aber auch Bruno Ganz nicht komplett überzeugen. Als Eindruck bleibt: Hier spielt Bruno Ganz, längst ein Großschauspieler und Superstar seiner Zunft, Bruno Ganz, wie er den Oberon mimt. Auch der Strauß-Text wirkt 35 Jahre nach seinem Erscheinen befremdlich: Exzessiv verwendet eine Rassistin das „N“-Wort, die Dialoge plätschern ansonsten gemächlich und banal dahin.

Bild: Gianmarco Bresadola

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