The Sisters Brothers

Französisches Autorenkino trifft auf Western: Jaques Audiard zeigt in seinem ersten englischsprachigen, mit den Hollywood-Stars Jake Gyllenhaal und Joaquin Phoenix besetzten Film vier Männer, die gar nicht dem Klischee des strahlenden Western-Helden à la John Wayne entsprechen.

„The Sisters Brothers“ erzählt von zwei Auftragskillern, die 1851 von Oregon nach Kalifornien reiten. Ihr Auftrag ist es, dem Forscher Hermann Kermit Warm (Riz Ahmed) hinterherzujagen und ihm notfalls mit Folter die chemische Formel hinter seiner Methode abzupressen, mit der er Gold-Nuggets in den Flüssen leichter aufspürt. Während Charlie Sisters (Joaquin Phoenix) ein tumber Raufbold ist, der vor allem Alkohol und Prostituierte im Kopf hat und deshalb häufiger vom Pferd sackt, ist sein Bruder Eli Sisters (John Reilly) ein grüblerischer Melancholiker, der als Andenken an eine gescheiterte Beziehung einen roten Schal mit sich trägt, am liebsten aus dem Business aussteigen und ein bürgerliches Leben beginnen würde.

Mit skurrilen, verschrobenen Dialogen reiten die beiden gen Westen. An jeder Station empfängt sie eine sarkastische Botschaft von John Morris (Jake Gyllenhaal), der stolz auf seine Bildung ist und die beiden „Sisters Brothers“ beim „Hase- und Igel-Spiel“ seine Überlegenheit spüren lässt.

Statt eines klassischen, aus dem Western-Genre gewohnten Showdown schlägt Audiards Film am Ende mehrere Haken. Die vier Männer verbünden sich und wollen dem „Commodore“ (Rutger Hauer), der die „Sisters Brothers“ beauftragt hat, ein Schnippchen schlagen. Sie träumen von einem utopischen Idealstaat, einer Kommune, die Warm aus den Gewinnen mit dem Gold gründen will.

Diese Illusion platzt, es gibt aber auch kein Zurück zu den idealisierten Männlichkeits- und Helden-Bildern des Western-Genres. Nach einigen blutigen Verlusten ziehen sich die Sisters Brothers ins Private zurück und reiten zurück nach Hause zu ihrer Mama, die sie unfreundlich mit der Knarre empfängt.

Jaques Audiards „The Sisters Brothers“ beruht auf dem gleichnamigen satirischen Roman des Kanadiers Patrick de Witt, der 2011 auf der Short List für den Booker Prize stand. Der französische Festival-Liebling erzählt mit Witz, aber etwas zu langatmig und konturlos von seinen Western-Anti-Helden. In Venedig 2018 war „The Sisters Brothers“ einer der Überraschungsfilme und wurde mit einem Silbernen Löwen für die beste Regie ausgezeichnet, in Frankreich folgten vier Césars.

Kinostart war am 7. März 2019

Bild: © WILD BUNCH GERMANY 2018

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