Mehr als zwei Stunden sind bereits vergangen, als endlich etwas Leben in diesen auf ganzer Linie enttäuschenden Abend zum Auftakt des Theatertreffens 2019 kommt. Caroline Peters und Martin Wuttke laufen wenigstens für eine gute Viertelstunde zu großer Form und spielen feines Boulevardtheater. Wie sie sich ankeifen, Gemeinheiten an den Kopf werfen und sich durch das dreistöckige Hotel jagen, ist ein kleiner Lichtblick in dieser mehr als vierstündigen Tristesse, die Simon Stone für das Burgtheater Wien und das Theater Basel produzierte.
In der letzten Stunde ist immerhin noch ein Hauch einer Regie-Idee zu erahnen, als Martin Wuttke in dem Hotel strandet, für einen Popstar, der inkognito angereist ist, gehalten wird und schließlich mehr und mehr im Wahnsinn versinkt. Seine Rumpelstilzchen-Einlage im guten, alten Volksbühnen-Stil ist eine hübsche Solo-Nummer, gedoppelt von Michael Wächter aus dem Basler Ensemble. Unbedingt erwähnenswert ist auch noch die schön-melancholische Iggy Pop-Nummer „The pure and the damned“.
Der restliche Abend ist nur in zweierlei Hinsicht bemerkenswert: Bemerkenswert banal sind die Dialoge über scheiternde Beziehungen, die Simon Stone und Martin Thomas Pesl für die hochkarätigen Spieler*innen geschrieben haben. Die Texte sind ein schwacher Aufguss des bereits von zwei Theatertreffen-Einladungen bekannten Prinzips, Stoffe im Soap-Stil völlig neu zu überschreiben. Wir erleben hinter den Glaswänden der Hotelfassade wechselnde Paarungen, die vor allem damit beschäftigt sind, zu qualmen und Belanglosigkeiten von sich zu geben. Stone und Pesl ist es exzellent gelungen, jeden Anschein einer gedanklichen Tiefe oder interessanten Handlung konsequent zu vermeiden.
Bemerkenswert ist außerdem die Tatsache, dass Stone es schaffte, trotz seines starken Ensembles (neben den Aushängesschildern Peters/Wuttke sind noch weitere bekannte Namen wie Burgschauspielerin Aenne Schwarz und Stützen des Basler Ensembles wie Michael Wächter und Max Rothbart) einen derartigen Flop abzuliefern. Die Ballung von Prominenz und Talent kann diesen Eröffnungsabend nicht retten.
Bilder: Sandra Then