Come as you are

Drei syrische Männer kommen ganz in Schwarz gekleidet auf die kleine Dock 11-Bühne im Prenzlauer Berg. Sie verbindet, dass sie vor dem Bürgerkrieg fliehen mussten, sich auf den gefährlichen Weg nach Europa machten und hier in Berlin komplett neu anfingen.

„Come as you are“ erzählt keine klassische Flucht- und Integrationsgeschichte, sondern in Schlaglichtern vom Kulturschock, den Medhat Aldaabal, Moufak Aldoabl und Amr Karkout. „Ballett, Ballet, Ballet“ ist alles, was sie in Damaskus einstudierten, stöhnt Moufak Aldoabl. In Berlin waren sie plötzlich mit einer ganz anderen Ästhetik konfrontiert: mit zeitgenössischem Tanz und Performance-Kunst, mit aufeinanderprallenden Körpern, die Genderfragen verhandeln und dabei oft nackt sind.

Nir de Volff, der nur wenige 100 km entfernt von Damaskus, aber doch in einer komplett anderen Welt in Israel aufwuchs und seit 1995 in Berlin lebt, studierte mit den drei syrischen Flüchtlingen im Jahr 2017 das an einen berühmten „Nirvana“-Song angelehnte Stück „Come as you are“ ein.

Ihre Performance verhandelt zweierlei: Erstens das völlig andere Verständnis von Tanzkunst, an das sie sich erst mühsam herantasten mussten. Der Clash der Kulturen spiegelt sich auch in der Musik, die auf spannende Art zwischen traditionellen arabischen Klängen und westlicher Popmusik pendelt. Zweitens reflektieren die drei Tänzer auch ihre Traumata, die Krieg und Flucht in ihren Körpern hinterlassen haben. Darüber sprach Nir de Volff auch in einem lesenswerten ZEIT Online-Interview.

Nur eine knappe Stunde kurz ist dieser interessante Abend, der nach der Premiere im Sommer 2017 tourte und heute leider zum letzten Mal in Berlin zu sehen ist.

Bild: Bernhard Musil

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