Café Populaire

Über arme Leute kann man hier so gut Witze reißen, da sie sich die teuren Eintrittskarten nicht leisten können, verkündet Eva Bay als Clown Svenja gallig in ihrem letzten Satz. Auf diesen kurzen Nenner lässt sich auch der ganze, 90minütige Abend bringen, den Nora Abdel-Maksoud als regieführende Autorin mit ihrer Stammspielerin Bay und drei Ensemble-Mitgliedern des Zürcher Theaters Neumarkt entwickelt hat.

Wie aus Abdel-Maksouds früheren Arbeiten am Ballhaus Naunynstraße und im Studio des Gorki -Theaters gewohnt, spielt sie auch in ihrer bösen Farce „Café Populaire“ lustvoll mit Klischees, ballert Kalauer und Pointen in hoher Frequenz raus und schlägt nach unterhaltsamem Beginn doch wieder deutlich zu viele Haken.

Der Abend lebt vor allem vom komödiantischen Zusammenspiel von Bay als Svenja mit Marie Bonnet als ihre innere Dr. Jekyll/Mr. Hyde-Stimme Don. Svenja ist stolz auf ihre bildungsbürgerliche Herkunft und ihre tolerante Haltung, scheitert mangels Talent aber daran, ihren Traum von der Entertainer-Karriere zu verwirklichen. Dem Kanal mit ihren platten Witzchen folgen aus guten Gründen nur acht Abonnenten. Ihr Alter Ego poltert plötzlich los und macht keinen Hehl aus seiner Verachtung für Arbeitslose, sozial Schwache, „faule Schmarotzer“, Bewohner von Vorortsiedlungen und alle, die die Codes und Geschmackssicherheit des Bildungsbürgertums nicht beherrschen.

In der ersten halben Stunde ist dies durchaus amüsant, auf die Dauer aber zu eindimensional und ermüdend. Als Side-Kicks wirken außerdem noch Simon Brusis als alternde „Püppi“ und Maximilian Kraus als Aram, das vermeintliche personifizierte Dienstleistungs-Prekariat, mit.

Zwischen den beiden Gastspielvorstellungen wurde die hochschwangere Autorin, die sich bei sommerlicher Hitze die Strapazen der Anreise nicht antun wollte, mit dem Hermann Sudermann-Preis ausgezeichnet, der mit 5.000 € dotiert ist und alle zwei Jahre im Rahmen der Autorentheatertage am Deutschen Theater Berlin vergeben wird.

Bild: Barbara Braun

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