Tel Aviv on Fire

Die Absurdität des Nahostkonflikts, in dem sich Palästinenser und Israelis verhakt haben, nimmt sich Sameh Zoabi in seiner Satire „Tel Aviv on Fire“ vor. Hauptschauplatz seines Films ist das Set einer furchtbar kitschigen, zum Glück fiktiven, aber durchaus realistischen Soap Opera über eine palästinensische Agentin, die mit einem israelischen General flirtet.

Der nicht mehr ganz so junge Salam (Kais Nashif) kam über seinen Onkel an einen kleinen Job als Produktionsassistent und stolpert, da er im falschen Moment zu vorlaut ist, plötzlich in die Rolle des Drehbuchautors hinein. Die Grundidee von Zoabis Film ist, dass nun zwei Seiten an ihm zerren: Assi, der Kommendeur des israelischen Checkpoints, den der Palästinenser täglich passieren muss, wittert eine doppelte Chance. Wenn er den Drehbuchautor mit Druckmitteln nach seinen Wünschen lenken kann, wird dies seine Frau, die fanatischer Fan der Serie ist, sicher beeindrucken. Außerdem stört ihn, dass das israelische Militär in der palästinensischen Soap aus seiner Sicht viel zu negativ dargestellt ist. Deshalb macht er sich daran, die Dialoge in Salams Entwürfen nachzuschärfen. Dies ruft zwangsläufig den Unmut der palästinenschen Medien und Geldgeber hervor, die darüber schimpfen, dass sich plötzlich unerwünschte neue Zwischentöne in die Serie schleichen und die Akzente verschieben.

Dieses Plotgerüst hat Charme und Regisseur Zoabi, der das Drehbuch gemeinsam mit Dan Kleinman geschrieben hat, verfolgt seine Idee konsequent. Sein Film hat als unterhaltsamer, hintersinniger Kommentar zur aktuellen Lage im Nahen Osten vielversprechende Ansätze. Ganz über die kompletten 97 Minuten trägt das Tauziehen der Akteure des „Films im Film“ um die Weiterentwicklung der Serie jedoch nicht, da die Idee irgendwann ausgereizt ist. Als Nebenstrang führt Zoabi deshalb noch die Liebesgeschichte zwischen Salam und Mariam (Maisa Abd Elhadi), die als weiterer chaotisierender Faktor auf den Schreibprozess einwirkt.

Im Herbst 2018 lief „Tel Aviv on Fire“ bereits auf den Festivals von Toronto und in Venedig in der Reihe „Orizzonti“. Parallel zum Filmfest München, wo die Satire als „Spotlight“ zu sehen war, startete „Tel Aviv on Fire“ am 3. Juli im Kino.

Bilder: © 2018 Patricia Peribañez/ Samsa Film – TS Productions – Lama Films – Artémis Productions

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