Apocalypse now – Final Cut

Dieser Stoff lässt Francis Ford Coppola einfach nicht los: nach der „Redux“-Fassung von 2001 bringt er nun eine „Final Cut“-Fassung in die Kinos. Anlass ist der 40. Geburtstag seines Meisterwerks „Apocalypse now“, an dem er jahrelang im Dschungel feilte, seine Crew dabei schier in den Wahnsinn trieb, aber am Ende mit der Goldenen Palme in Cannes 1979 (gemeinsam mit Volker Schlöndorffs „Blechtrommel“) belohnt wurde.

Diesem epischen Drama über den Abgrund, in den die USA im Vietnamkrieg schauten, und über das Abdriften in den Wahnsinn hat seinen Platz in den Film-Geschichtsbüchern sicher.

Dafür sorgen vor allem die ikonischen Bilder, die sich ins Filmgedächtnis einbrannten: Hier ist zunächst die mit zahlreichen Überblendungen arbeitende Eröffnungssequenz zu nennen, die kongenial mit „The End“ (Jim Morrisson/The Doors) unterlegt und auf den surrealen Dschungel-Trip einstimmt. Im „Final Cut“ hat allerdings Meister Coppola ein kleines Erklär-Video vorgeschaltet, warum er diese Version machen wollte, die für ihn die goldene Mitte zwischen dem Original von 1979 und der überlangen „Redux“-Fassung von 2001 darstellt.

Die weiteren berühmten Szenen, an die die jeder Filmkenner bei „Apocalypse now“ denkt, sind natürlich die von Wagners pathetischem „Walkürenritt“ begleiteten Helikopter-Formations-Angriffe auf ein vietnamesisches Dorf, die von Lieutenant Kilgore (Robert Duvall) befohlen wurden und schließlich der Showdown zwischen Captain Willard (Martin Sheen) und Colonel Kurtz (Marlon Brando). Auf dem langen Bootstrip ins Herz der Finsternis verdüstern sich die Bilder immer mehr, der aufgequollene Brando ist nur noch schemenhaft in einem raffinierten Spiel aus Licht und Schatten zu erahnen.

Vierzig Jahre nach der Erstveröffentlichung fällt auf, wie gemächlich der Erzählfluss damals war, teilweise gerät er regelrecht zum Stillstand, zum Beispiel in der französischen Kolonie, die aus guten Gründen in der Originalversion dem Schnitt zum Opfer fiel.

Auch wenn der „Final Cut“ mit seinen drei Stunden viel Sitzfleisch erfordert und phasenweise etwas dahinplätschert, ist er ein packendes Film-Erlebnis: es lohnt sich, diesen Klassiker, den viele nur aus dem Heimkino kennen, auf der großen Leinwand wieder zu sehen oder neu zu entdecken. In den ikonischen Szenen war Ford Coppola, der zuvor schon mit den ersten beiden Teilen seiner „Der Pate“-Saga Meisterwerke geschaffen hat, auf der Höhe seiner Kunst. Leider konnte er nach „Apocalypse now“ nie wieder – weder künstlerisch noch finanziell – an seine herausragenden Werke aus den 1970er Jahren anknüpfen.

Bild: STUDIOCANAL GmbH

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