Midsommar

Mit den Stereotypen des Horror-Genres hat „Midsommar“, der zweite Film von Ari Aster nach seinem Überraschungshit „Hereditary“ nichts am Hut. Statt Düsternis, brutalen Schockeffekten und Klaustrophobie spielt dieser mit 140 Minuten überlange Film in der Helligkeit einer schwedischen Mittsommernacht unter lauter freundlichen Menschen.

„Ähnlich wie es die (viel zu freundlichen) Einwohner von Halsingland mit Dani tun, umarmt der Film den Zuschauer mit einem wohligen Lächeln“, schrieb Christian Neffe treffend auf kino-zeit.de. Statt permanenter Hochspannung, bei der man die Finger in die Kinosessel-Lehne krallt bietet der Film lange Exkurse über Ethnologie und zeichnet das Porträt einer Jungs-Clique, die um Promotionsthemen wetteifert und Dani (Florence Pugh) nur als lästiges Anhängsel von Christian (Jack Reynor). Sehr langsam entfaltet sich sanfter Arthouse-Grusel.

Fans puren Horrors werden enttäuscht sein, der Film erntete kurz vor dem Kinostart bereits einige heftige Verrisse, unter anderem wurde ihm vorgeworfen, dass seine Figurenzeichnung zu banal sei, er viel zu langatmig mäandere und letztlich nur eine Kopie des Christopher Lee-Klassikers „The Wicker Man“, der 1973 ebenfalls von heidnischen Ritualen erzählte.

Florence Pugh; Jack Reynor

Dennoch hat der Film seinen Reiz. Wenn man sich auf die bizarre Welt des Kultes einlässt, entfalten die von Pawel Pogorzelski glänzend gefilmten Szenen ihren Sog. Bemerkenswert ist auch die Entwicklung der Hauptfiguren: Während der anfangs so smarte Christian, der alles im Griff zu haben scheint, sich als narzisstischer Schönling entlarvt, der seine Freunde ebenso mies behandelt wie seine Partnerin, zum Sexobjekt degradiert wird, erlebt Dani einen Reifungsprozess. Am Anfang nur ein Häufchen Elend und von hysterischen Anfällen geschüttelt macht sie im Lauf des Films eine Entwicklung durch, die „Midsommar“ durchaus interessant und sehenswert macht.

Bild 1: © Courtesy of A24; Bild 2: © Gabor Kotschy Courtesy of A24

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