Perlen der Cleopatra

Dieser knapp dreistündige Operetten-Abend ist ganz auf seinen Star zugeschnitten: Dagmar Manzel brilliert in der Titelrolle. In ihrem markanten schnoddrigen Ton ist sie eine glänzende Besetzung für die Rolle der nyphomanischen, leicht derangierten ägyptischen Königin.

Wenn sie nicht gerade ihre Lieblingssklaven rumkommandiert, sich faul auf ihrem Thron räkelt oder einfach ihre schlechte Laune am nächstbesten auslässt, unterhält sie sich am liebsten mit ihrer Katze Ingeborg. Die vorlaute Handpuppe quatscht ständig dazwischen und mischt sich mit frechen Kommentaren im breitesten Berliner Slang in die Handlung ein.

Wie es sich für das Operetten-Genre gehört, ist die Handlung gar nicht so wichtig. Cleopatra behält das Heft das Handelns, trotz der Versuche der Witzfiguren-Männer um sie herum, sie zu lenken. Die Intrigen ihres Ministers Pampylos (bei der Premiere noch Dominique Horwitz, mittlerweile Stefan Sevenich mit souveränem Bass trotz Erkältung) sind so ungeschickt, dass sie ins Leere laufen. Silvius (Dominik Köninger) und Beladonis (Johannes Dunz) sind so gockelhaft-selbstverliebt, dass sie auch nur Spielzeug für die Königin sind.

Wieder einmal gelang es Barrie Kosky, dem regieführenden Intendanten der Komischen Oper Berlin, einen fest vergessenen Stoff aus der Weimarer Republik wiederzubeleben. Seit den Erfolgen der Berliner Premiere im Metropol-Theater im Nollendorfplatz wurden „Die Perlen der Cleopatra“ kaum noch aufgeführt.

Wie frisch und unterhaltsam man diesen Stoff inszenieren kann, stellte Kosky mit dieser Neuinszenierung unter Beweis, die seit 2016 einer der Hits des Hauses ist und leider nur noch an vier Terminen in dieser Spielzeit zu sehen ist. Dafür braucht es nicht nur eine Dagmar Manzel in Topform, die sich am Theater leider so rar macht und in den vergangenen Jahren neben ihren regelmäßigen Franken-„Tatort“-Auftritten vor allem in den Operetten-Produktionen der Komischen Oper glänzte.

Sehenswert machen den Abend auch die gewohnt muskulös-kraftvollen Choreographien der Tänzer*innen, die Otto Pichler mit viel Witz einstudiert hat und dabei gerne Klassiker wie den Triumphmarsch aus der „Aida“ persifliert, sowie die gewohnt schillernd-ironischen Kostüme von Victoria Behr.

„Die Perlen der Cleopatra“ ist glänzend gemachtes Unterhaltungstheater, das sich nur der Pause etwas zieht, wie auch Dagmar Manzel nölt. Besonderen Tiefgang wird man hier nicht finden. Der Abend lädt ein zum Zurücklehnen und Genießen und hat einen Star zu bieten, den wir nach so vielen zähen Sprechtheater-Spielzeit-Auftakt-Flops gerne wieder häufiger auf den Theaterbühnen sehen würden.

Bilder: © Iko Freese / drama-berlin.de

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