Das „Nature Theatre of Oklahoma“ feiert in seinem neuem Stil-Mix „No President“ mit dem langen Untertitel „A Story Ballet of Enlightenment in Two Immoral Acts“ hemmungslos den Trash.
Der Plot ist bizarr: zwei Freunde (Mikey und Georgie) scheitern am Theater, träumen aber weiter von einer großen Karriere und üben fleißig an ihrer Choreographie, während sie stumpf als private Sicherheitsdienstleister einen roten Samtvorhang bewachen müssen. Dazu hat sie „Big Boss“ verdonnert, auf dessen Frau beide scharf sind.
Verwickelt wird die krude Chose, als sich russische Panzerknacker unter die Ballett-Tänzer mischen und auch noch die inneren, sexgeilen Dämonen über die Protagonisten herfallen und sie für eine Gangbang-Action missbrauchen.
Nach einem unübersichtlichen Gemetzel bleibt nur noch einer der beiden Freunde übrig, ruft sich zum neuen Big Boss aus und degradiert die ehemalige First Lady zur Hilfsarbeiterin des zwielichtigen Hausmeisters.
Die überdrehte Farce wird von einer „Nussknacker“-Ballett-Parodie, viel Slapstick und Robert M. Johanson begleitet, der als Live-Erzähler so hochtourig durch die etwas mehr als zwei Stunden hetzt, dass sein Hemd unter einem riesigen Schweiß-Fleck verschwindet.
„No President“ ist für Freunde grotesken Off-Theater-Humors zu empfehlen, die auch nicht davor zurückschrecken, wenn der Trash immer tiefer in schrägen Sex- und Gewaltphantasien versinkt und die Handlung aberwitzige Haken schlägt.
Bemerkenswert an dem ausufernden Abend, der lieber auf 90 Minuten gekürzt werden sollte, ist zweierlei: Erstens die tolle Stimme von Adele, deren „Someone like you“ zum großen Happy-end vom Band kommt, als sich der Vorhang endlich hebt und die beiden Freunde ihre Choreographie zeigen können. Zweitens ist es spannend zu sehen, wie die Anspielungen auf Trump und die Forderungen nach einem Impeachment, seit der Premiere vor einem Jahr bei der Ruhrtriennale noch wesentlich aktueller geworden sind. Dieser Kontext macht den Reiz der Wiederaufnahme im HAU 2 aus, wo „No President“ für vier Vorstellungen gastiert.
Bilder: Heinrich Brinkmöller-Becker Ruhrtriennale 2018