Von ihrem Ausgangspunkt, den brutalen Hexenverfolgungen in der frühen Neuzeit, entfernten sich Yael Ronen und ihr Ensemble recht schnell. Ihre wie üblich gemeinsam erarbeitete Stückentwicklung reißt viele Themen an, hüpft assoziativ und sehr gut gelaunt durch einen bunten Strauß von Themen.
Als thematische Schwerpunkte kristallisieren sich ein schamanistisches Ritual und ein großer Appell, der vor der Klima-Apokalypse warnt, heraus. Ruth Reinecke nimmt die Rolle der Zeremonienmeisterin in diesem feministischen Happening ein: Sie habe während der Bauarbeiten im Sommer einen Alptraum gehabt und sei plötzlich ihrer nackten Großmutter auf der Bühne begegnet, erklärt sie. Die Stimmen in ihrem Kopf führten sie zu einer Baugrube, zu der sie auch alle vier weiblichen Mitspielerinnen für einen nächtlichen Menstruations-Kultakt ruft: Lea Draeger, Riah Knight, Orit Nahmias und Sesede Terziyan werden aufgefordert, die Tampons rauszunehmen und Mutter Erde ihr Blut zu opfern.
Noch eine Spur kruder wird der Abend, als Quoten-Mann Lindy Larsson auf einer Reise durch Lappland von einem sprechenden Rentier (Orit Nahmias), mit „Matrix“-Dialogschnipseln darüber aufgeklärt wird, dass er der Auserwählte sei und nun als Quotenmann das Patriarchat auskotzen müsse.
Irgendwie schlägt der Abend den Bogen zu Greta, ihrem berühmten „How dare you“-Wutanfall und vor allem zur schon zu Beginn vorgestellten Spezies der „Pasta People“, die wir uns als Mischung aus Fusili und Rigatoni vorstellen müssen, wie immer wieder betont wird und die in 65 Milliarden Jahren ratlos vor den letzten Überresten aus unserem untergegangenen Plastikzeitalter blicken.
Den seit Dimitrij Schaad sprichwörtlichen Gorki-Applausflittchen gefiel diese schräge Trash-Mixtur außerordentlich gut. Alle anderen spendeten freundlichen Applaus für einen leichtgewichtigen Abend, der weit von den starken Ronen-Arbeiten entfernt blieb.
Bild: Esra Rotthoff