The Painted Bird

Düstere drei Stunden erwarten das Publikum im Holocaust-Epos „The Painted Bird“ des tschechischen Regisseurs Václav Marhul. In elliptischen, von Schwarzblenden getrennten Szenen folgt der Film seiner Hauptfigur, einem namenlosen jüdischen Jungen, auf seiner Odyssee durch eine brutale Welt.

Seine Eltern schickten ihn aufs Land, um ihn vor der SS und vor den Deportationszügen zu retten. Dort wird er jedoch von einem zum anderen geschickt und aufs Übelste malträtiert: seelisch gequält, gefoltert und von einem frommen Katholiken sexuell missbraucht.

Grausamkeit folgt auf Grausamkeit, in einer besonders eindringlichen Szene ist der Junge bis zum Hals in einem Erdloch vergraben, Krähen hacken auf seinem Kopf herum, bis das Blut strömt. Herausgequollene Augäpfel und leises Wimmern prägen die Brutalität dieses Films. Gesprochen wird sehr wenig, falls doch meist in einer osteuropäischen Kunst-Sprache und wenigen Sätzen auf Tschechisch, Russisch und Deutsch. Die Kinderschänder und Gewalttäter werden von einer prominenten Riege von Schauspielstars wie Harvey Keitel, Stellan Skarsgård, Julian Sands und Udo Kier gespielt.

Wie ein Mühlstein liegt dieser Film, der sich mit neuen Variationen des Grauens im Kreis dreht, auf der Seele und im Magen. Er basiert auf einem gleichnamigen, zumindest teilweise autobiographisch inspirierten Roman des polnischen Juden Jerzy Kosiński aus dem Jahr 1965.

Schon bei der Premiere auf dem Festival in Venedig im September hat das Epos polarisiert. Der Film mutet seinem Publikum einiges zu und wird es schwer haben, doch noch einen Verleih zu finden. Wer sich ein eigenes Urteil bilden möchte, hat heute bei der zweiten Vorstellung auf dem „Around the World in 14 films“-Festival in der Kulturbrauerei eine Chance.

Bild: © Václav Marhoul

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