In der Berliner Kleinkunst- und Lesebühnenszene ist Bov Bjerg seit vielen Jahren eine feste Größe. Als Mitglied des „Kabarettistischen Jahresendzeitteams“ im Mehringhoftheater hat er eine treue Fangemeinde.
Überregional bekannt wurde Bjerg durch seinen Überraschungs-Romanerfolg „Auerhaus“, in dem er von Pubertierenden in einer WG auf der schwäbischen Alb Anfang der 80er Jahre erzählt.
Auf den Theaterbühnen wurde das Buch bereits mehrfach adaptiert, z.B. 2017 am Deutschen Theater Berlin, nun auch als Film von Neele Leana Vollmar.
Einen Roman für die Bühne oder die Leinwand zu übersetzen und spielbar zu machen, ist nie ganz leicht. Bei „Auerhaus“ gibt es noch zwei zusätzliche Herausforderungen: die Figuren passen ihrer Wortkargheit wunderbar zur Landschaft auf der Schwäbischen Alb. Zwischen den beiden Suizid-Versuchen von Frieder passiert rein äußerlich nicht viel. „Auerhaus“ ist vor allem das Porträt einer Pubertät auf dem Land, sehr lakonisch und melancholisch erzählt.
Unter den Hauptdarstellern ist Max von der Groeben (aus der „Fack ju Göthe“-Serie) der bekannteste. Er spielt Frieder, der einen Suizid versucht: nicht, weil er sterben wollte, sondern weil er einfach nicht mehr leben will.
Weil er es in der Psychiatrie nicht mehr aushält, kommen er und Höppner (Damian Hardung) auf die Idee, gemeinsam in einem heruntergekommenen Haus eine WG zu gründen. Dieses Haus nennen sie in einer Verballhornung des „Maddness“-80er-Hits „Auerhaus“.
Die beiden Jungs verband bis zum Suizid-Versuch nur eine Zweck-Gemeinschaft: Frieder erledigt für Höppner die Mathe- und Physik-Hausaufgaben, er brachte ihn dafür auf andere Gedanken. Auch die WG-Gründung ist ganz pragmatisch als Win-Win-Situation angelegt: Frieder darf, da er eine gute Betreuung vorweisen kann, raus aus der Psychiatrie, Höppner kann endlich von seinem übellaunigen Stiefvater (Milan Peschel), dem neuen Freund seiner Mutter (Anja Schneider) aus- und mit seiner Freundin Vera (Luna Wedler) zusammenziehen. Die WG komplettieren die gewissenhafte Cäcilia (Devrim Lingnau), die Abstand von ihrem strengen Elternhaus braucht, und Frieders pyromanische Psychiatrie-Bekanntschaft Pauline (Ada Philine Stappenbeck).
Trotz des melancholischen Grundtons, bei dem die absehbare Katastrophe des zweiten Suizidversuchs stets schon mitschwingt, hat „Auerhaus“ auch seine witzigen Momente, z.B. als Frieder die Musterung seines Kumpels torpediert, indem er unter einem Vorwand im Kreiswehrersatzamt auf dem Boden herumkriecht und Höppners Akte diskret verschwinden lässt.
Vollmar drehte zuletzt vor allem Filme für und über Kinder, behauptet sich aber auch mit dieser lakonischen Pubertäts-Tragikomödie recht gut. „Auerhaus“ ist keiner der großen Filme des Kinojahres, aber durchaus sehenswert.
Bilder: Warner Bros. Media