Sunny

Der Name Bobby Hebb ist den meisten wohl auf Anhieb kein Begriff. Seinen größten Hit erkennt aber sicher fast jeder wieder, sobald die ersten Töne angespielt werden. Der Bluessong „Sunny“ entwickelte sich seit 1966 in zahlreichen Cover-Versionen zum Evergreen. Das Staatsballett-Programmheft schreibt, dass es mehr als 2.000 Versionen dieses Songs gibt.

2016 entwarf der israelische Choreograph Emanuel Gat, der in Montpellier seine künstlerische Heimat gefunden hat, gemeinsam mit dem Komponisten Awir Leon eine Hommage an diesen Song. Die Produktion tourte über die Festivals und eröffnete im selben Jahr auch „Tanz im August“.

Nun, drei Jahre später, arbeitete Gat erstmals mit dem Staatsballett Berlin zusammen und studierte eine neue Version dieses Stücks ein. Anders als bei der Uraufführung kommt die Musik diesmal vom Band und wird an der Volksbühne leider nicht live eingespielt.

Im Programmheft beschreibt Emanuel Gat sehr ausführlich, wie er arbeitet: sich treiben und überraschen lassend, assoziativ, seinen Tänzer*innen viele Freiräume gewährend, ohne Tunnelblick auf ein festes Ziel. Dies ist dem Abend auch deutlich anzumerken, im Positiven wie im Negativen.

Positiv ist die spielerische, assoziative Leichtigkeit, das Hin und Herpendeln zwischen völliger Stille, bei dem nur die Hustenanfälle erkältungsgeplagter Zuschauer zu hören sind, und lauten Technobeats, zwischen sehr präzise gearbeiteten Synchron-Bewegungen und Freestyle-Einlagen.

Auch ästhetisch ist dieser Abend ein Genuss. Thomas Bradley, der selbst in Gats Company tanzt, entwarf tolle Fantasy-Kostüme, die vom Staatsballett mehrfach gegen Alltagskleidung oder Unterwäsche getauscht werden.

Der Abend schwankt in seinen Stimmungen so sehr wie das lyrische Ich im Song „Sunny“, das vom Schmerz des Verlusts, von neuer Lebensfreude und von der Sehnsucht nach (christlicher) Erlösung erzählt.

Negativ fällt allerdings auf, dass der Abend in seinem assoziativen Kreisen und Schlingern über die 60 Minuten recht beliebig wird. Aus all den hingetupften Szenen und Stimmungsschwankungen kristallisiert sich kein roter Faden heraus.

Bilder: Jubal Battisti

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