Marriage Story

Sehr liebevoll beginnt die „Marriage Story“ des Indie-Regisseurs Noah Baumbach: aus dem Off schildern Nicole und Charlie, was sie an ihrem Partner schätzen und lieben. Eine lange Liste von Kleinigkeiten kommt in diesen ersten Minuten zusammen. Scharfer Schnitt: die beiden sitzen verkrampft in der Praxis ihres Paartherapeuten, der sie bittet, sich ihre Aufzeichnungen vorzulesen.

Sie, ein Teenie-Starlett aus einer Hollywood-Soap, und er, ein bejubelter Avantgarde-Jungstar der New Yorker Off-Theater-Szene, lernten sich vor knapp einem Jahrzehnt kennen, haben einen achtjährigen Sohn Henry und stemmten erfolgreiche Projekte wie eine „Elektra“, die nun auch am Broadway groß rauskommen soll.

Die Barber-Ehe liegt jedoch in Trümmern und die folgenden knapp zwei Stunden drehen sich um all die Höhen und Tiefen, die das Paar bei seiner Trennung durchmacht. Wehmütige Erinnerungen, unsicher-tastende Versuche, sich doch wieder anzunähern, das Scheitern ihres Vorsatzes, sich ganz ohne Zickenkrieg gütlich zu einigen und vor allem die Scharmützel und Schlammschlachten, in die ihr Scheidungsdrama ausartet, als teure Anwält*innen auf den Plan treten.

Der Film lebt vor allem von dem starken Hauptdarsteller*innen-Duo Scarlett Johansson als Nicole und Adam Driver als Charlie, die über manche holprigen und kitschigen Stolperfallen im Drehbuch von Regisseur Noah Baumbach tapfer hinwegspielen und beide eine ihrer besten und reifsten Performances ihrer Schauspielkarriere bieten. Bei Johansson und Driver werden die beiden Protagonist*innen facettenreiche Charaktere, beide mit ihren Stärken und Schwächen, so dass sich die Sympathien des Publikums im Lauf des Films mehrfach neu verteilen.

„Marriage Story“ wurde bei der Premiere im Wettbewerb von Venedig sehr wohlwollend aufgenommen und ist bereits für sechs Golden Globes nominiert: neben den beiden Hauptdarsteller*innen noch als bester Film, für das beste Drehbuch, für die beste Filmmusik und – last but not least – für Laura Dern als beste Nebendarstellerin. Sie spielt Nora, die feministische Anwältin von Nicole, die im Hintergrund die Fäden zieht und alle Tricks im Scheidungskrieg kennt.

Nachtrag: So viele Nominierungen bekam kein anderer Film. Leider wurde der Film nur mit einem Golden Globe ausgezeichnet: für Laura Derns herausragende Nebenrolle. Wenige Wochen später gewann sie auch den Oscar in dieser Kategorie.

Bilder: Netflix-Mediencenter

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