Vom Abgleiten eines sensiblen Künstlers in Alpträume, Depression und Wahn erzählt die kleine Produktion „Lenz“ in der Box des Deutschen Theaters Berlin, die bereits im Dezember 2012 Premiere hatte und zu den langlebigsten Inszenierungen am Haus gehört.
Als kleines Kammerspiel tastet sich dieser Abend an Büchners Erzählung „Lenz“ heran, die posthum erschien und vom Leben und Scheitern seines Dichter-Kollegen erzählt.
Die Hauptrolle spielt Ole Lagerpusch, zwischen 2009 und 2016 einer der prägenden Spieler im DT-Ensemble und seitdem als Gast an mehreren Häusern meist in Regie-Arbeiten von Jette Steckel oder in ambitionierten Filmen junger deutscher Regisseur*innen wie „Einzelteile der Liebe“ (Perspektive Deutsches Kino der Berlinale 2019) zu sehen. Fast zehn Jahre später wirkt Lagerpusch nicht mehr so schlaksig und jungenhaft-unbekümmert, wie er aus seinen früheren Auftritten in Erinnerung ist, wirft sich aber mit vollem Körpereinsatz in die Rolle des Jakob Michael Reinhold Lenz.
Das Quecksilbrige, Zapplige, heftig Gestikulierende ist ein Markenzeichen von Lagerpusch. An diesem Abend geht er bis an die Grenze zum „Overacting“. Mit Jim Carrey verglich Andreas Schäfers damals nach der Premiere im Tagesspiegel Lagerpuschs Auftritt. So slapstickhaft wie der amerikanische Komiker, um den es in den letzten Jahren stiller geworden ist, agiert Lagerpusch natürlich nicht. Aber sein Spiel ist weniger filigran als in anderen Inszenierungen, brachialer und hochtouriger.
Sein Spielpartner an diesem Abend ist Harald Baumgartner, der in diverse Rollen von Pfarrer Oberlin über dessen Gattin und einen Indianer schlüpft. Im Hintergrund flackern Videos von Romain Frequency, der in den Inszenierungen von Lilja Rupprecht ein häufiger Partner ist.
Bild: Arno Declair