Siberia

In albtraumhaften Sequenzen irrt Clint durch die sibirische Tundra, durch Sandwüsten und wird Zeuge brutaler Gewaltverbrechen. Er trifft rätselhafte Gestalten, die in fremden Sprachen auf ihn einreden, und wird von Erinnerungen an seinen Vater oder seine Ex-Frau gequält.

90 Minuten dauert diese assoziative Horror-Collage durch das Innenleben eines geschundenen Mannes, der sich an den letzten Außenposten der Zivilisation zurückzog und in einer heruntergekommen Spelunke Wodka ausschenkt. Seine Dämonen hetzen ihn weiter, mit seinen Huskies läuft er vor ihnen und sich selbst davon.

Der Film wirkt so, als hätten sich Regisseur Abel Ferrara und Hauptdarsteller Willem Dafoe, die zuletzt 2014 in „Pasolini“ zusammengearbeitet haben, vorgenommen, den ultimativen Experimentalfilm zu drehen. „Siberia“ ist aber bei weitem nicht so avantgardistisch, wie er zu sein vorgibt, sondern tritt in den ausgetretenen Pfaden seiner Nische auf der Stelle.

Die Pressevorführung im Berlinale Wettbewerb war von starker Unruhe geprägt: die einen strömten genervt oder gelangweilt zum Ausgang, die anderen amüsierten sich über die unfreiwillige Komik des Werks.

Nur hin und wieder gelingen „Siberia“ starke Bilder, die von dieser fiebrigen, assoziativen Collage in Erinnerung bleiben. Das Spiel mit der zentralen Lichtmetapher in dieser düsteren Horror-Welt wird deutlich überstrapaziert. Zu gewollt und zu kunstgewerblich wirkt der Ansatz von Ferrara, dessen größte Erfolge aus den 1990er Jahren schon recht lange zurückliegen.

„Siberia“ startet auch bereits kurz nach der Berlinale-Premiere am 19. März 2020 in den Kinos.

Bilder: © 2020 Vivo film, maze pictures, Piano

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