Volevo nascondermi

Eine der Enttäuschungen des Berlinale-Wettbewerbs 2020 ist das Biopic „Volevo nascondermi“ (internationaler Titel: „Hidden Away“) des Italieners Giorgio Diritti.

Der Film möchte dem recht unbekannten Künstler Antonio „Toni“ Ligabue ein Denkmal setzen, der ein Leben voller Höhen und Tiefen führte: Er litt an körperlichen und geistigen Einschränkungen, wurde als junger Mann in der Schweiz in die Psychiatrie eingewiesen und nach Italien abgeschoben, wo er lange Zeit ohne festen Wohnsitz in der Po-Ebene hauste. Der Außenseiter entwickelte sich mit seiner naiven Malerei (meist Tierbilder) jedoch in den 1950er und 1960er Jahren gegen alle Wahrscheinlichkeit zu einem Liebling der römischen Kunstszene. Nach einem Schlafanfall starb Ligabue verarmt in einer kommunalen Notunterkunft in Gualtieri.

Der Regisseur und Co-Drehbuchautor macht aus dieser ungewöhnlichen Biographie einen konventionellen, künstlerisch uninteressanten und mit kitschiger Musik unterlegten Film, der sich knapp zwei Stunden dahin schleppt.

Hauptdarsteller Elio Germano ist offensichtlich einer der Favoriten des neuen Berlinale-Chefs Carlo Chatrian: im zweiten italienischen Wettbewerbs-Beitrag „Favolacce“ spielte er eine wichtige Nebenrolle als Vater von Dennis und Alessia. Welche Gründe Chatrian darüber hinaus bewogen, „Volevo nascondermi“ in den Wettbewerb um die Bären einzuladen, ist mir schleierhaft.

Auch in der Berlinale-Jury hat Germano seine Fans: sie verliehen ihm den Silbernen Bären als bester Hauptdarsteller.

Bild: Hauptdarsteller Elio Germano; © Chico De Luigi

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