Berlin Alexanderplatz

Mit drei Stunden ist Burhan Qurbanis Adaption von Alfred Döblins Roman-Klassiker etwas zu lang geraten. Bei der Exposition der drei Hauptfiguren hätte man deutlich straffen können.

Der Kunstgriff von Qurbani und seinem Co-Drehbuchautor Martin Behnke ist es, den Roman aus der Weimarer Weltwirtschaftskrisen-Zeit in das Berlin der Gegenwart zu verlegen. Statt Franz Biberkopf folgen wir dem schwarzafrikanischen Flüchtling Francis (Welket Bungué), der es im Gegensatz zu vielen anderen über das Mittelmeer geschafft und nun den Vorsatz gefasst hat, dass er künftig ein guter Mensch sein und ein anständiges Leben führen.

Dieser bekanntlich schon bei Döblin zum Scheitern verurteilte Vorsatz wird von den beiden Co-Hauptfiguren kommentiert: Erstens von einer raunenden Stimme aus dem Off voller Mitgefühl und Trauer. Diese Stimme gehört Jella Haase, die zunächst die kommentierende Erzählerin gibt und erst im 3. der 5 Akte als Mieze, Prostituierte und bald auch Geliebte von Francis, ins Spiel kommt. Mit breitem Grinsen und galliger Ironie äfft auch der Dritte in diesem tödlichen Dreieck den Vorsatz von Francis nach: Reinhold ist ein skrupelloser Mephisto mit psychopathischen Zügen, der in den Flüchtlingsheimen neue Mitarbeiter für seinen Drogenhandel in der Hasenheide rekrutiert und für sein Business über Leichen geht.

Albrecht Schuch; © Wolfgang Ennenbach/2019 Sommerhaus/eOne Germany

Schuch, der sonst oft den sympathischen Typen mit dem Herz am rechten Fleck spielt, hat sichtlich Mühe, sich an den unberechenbaren Psychopathen heranzutasten, trumpft aber vor allem in der letzten Stunde auf. Jella Haase ist eine überzeugende Besetzung für die weibliche Hauptrolle.

Diese beiden tragen das elegische Melodram, das vor allem bei den finalen Verstrickungen des Trios überzeugt, davor aber etwas zu langatmig und kleinteilig vor sich hin plätschert.

Der geplante Kinostart im April 2020 fiel zwar der Corona-Pandemie zum Opfer und musste auf 16. Juli verschoben werden. Immerhin reüssierte „Berlin Alexanderplatz“ in diesem Monat bei der Deutschen Filmpreis-Gala. Neben der Silbernen Lola in der Kategorie Bester Film gewann der Film noch vier weitere Lolas (Albrecht Schuch als bester Nebendarsteller sowie die Preise für das beste Szenenbild, die beste Kamera und die beste Filmmusik).

Vorschaubild: Jella Haase, Welket Bungué; © Stephanie Kulbach/2019 Sommerhaus/eOne Germany

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