Enter Achilles

Als „toxische Männlichkeit“ würde man heute das Phänomen bezeichnen, das der Australier Lloyd Newson 1995 in „Enter Achilles“ beschrieben hat.

Drei Jahre lang tourte die Choreographie durch Europa, die er damals mit seiner eigenen Compagnie, dem DV8 Physical Theatre, einstudiert hat.

Fünfzwanzig Jahre später gastiert die Neubearbeitung, die Newson für Ballett Rambert und Sadler’s Well in London einstudiert hat, erstmals im Haus der Berliner Festspiele.

Obwohl der im Stück genannte damalige britische Schatzkanzler und spätere Premier Gordon Brown inzwischen längst nicht mehr im Amt, sondern nur noch eine Fußnote in den Geschichtsbüchern ist, wirkt „Enter Achilles“ erstaunlich zeitgemäß.

Die Produktion an der Schnittstelle zwischen Tanz, Theater und Comedy ist eine Milieustudie der Männer in einem typischen englischen Pub, die ihren Frust im Alkohol ertränken, im working class-Slang rassistische Tiraden von sich geben, beim Fußball mitfiebern und weitertrinken, bis sich die aufgestaute Aggression an Schwächeren und Sündenböcken entlädt.

Die Inszenierung dieser „toxischen Männlichkeit“ wird regelmäßig von komischen Momenten gebrochen und ist mit einem 90er-Jahre-Britpop-Soundtrack unterlegt, der dem Gastspiel mehr als nur einen Hauch Nostalgie verleiht.

Bilder: Hugo Glendinning

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