For the disconnected child

Für manche Inszenierungen scheint der Stream kein gutes Format. Wenn „eine fußballfeldbreite Bühne mit riesigen Videowänden und mehrstöckigen Gerüstbauten“ (Tagesspiegel zur Premiere 2013) in einem Crossover-Projekt aus Theater, Tanz und Oper bespielt wird, kommt auf dem heimischen Bildschirm wenig an. Über weite Strecken der ermüdenden zwei Stunden gab es keine schlüssige Alternative zu einer Totalen, die einzelne, häufig parallel laufende Nummern zu einem trüben Einerlei verschwimmen ließ.

„For the disconnected child“ war im Sommer 2013 eine Kooperation der Schaubühne und der Staatsoper. Falk Richter konzipierte für Sprech- und Musiktheater einen Abend, der leitmotivisch um die Liebesszenen aus Puschkins, von Tschaikowsky vertontem Versroman „Eugen Onegin“ kreist und in zahlreichen Varianten von der Einsamkeit moderner Großstädter erzählt. Zu diesem Thema gelang Richter am selben Ort der berührende Abend „Never forever“ mit großen Auftritten von Ilse Ritter und Florian Bilbao, der Tanz und Sprechtheater gekonnt verknöpfte. Dem Vorgänger-Stück „For the disconnected child“ warfen jedoch schon damals einige Kritiker vor, dass die Kunstgattungen hier zu sehr nebeneinander herliefen und dass meist zu sehr für sich, gespielt, gesungen und ein wenig getanzt.

In seiner melancholischen, aufs Private und die Innerlichkeit gerichteten Art wirkt „For the disconnected child“ wesentlich schlechter gealtert als die nur ein halbes Jahr jüngere „Small Town Boy“-Inszenierung, die in ihrer Wut auf politische Missstände und mit ihren emotionalen Songs auch sechs Jahre nach der Premiere im Nachtkritik-Stream noch sehr frisch wirkte.

Bild: Gianmarco Bresadola

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