Mit einem tragikomischen Kammerspiel über die Liebe in Zeiten von Corona überbrückt das Theater Gütersloh die Pandemie-Zwangspause.
Regisseur Christian Schäfer und die beiden Spieler*innen Christine Diensberg und Fabian Baumgarten erzählen die Geschichte von einer Frau und einem Mann, die Wand an Wand leben. Sie findet ihn schon länger attraktiv. Näher kommen sie sich erst, als er morgens an ihrer Tür klingelt, um sich über den viel zu lauten Wecker zu beschweren, der ihn viel zu früh aus dem Schlaf reißt.
Daraus entspinnt sich eine kleine Liebesgeschichte, die von Reflexionen über die Pandemie, die geschlossenen Theater und Video-Aufnahmen aus der leeren Fußgängerzone von Gütersloh unterbrochen werden.
Der Affäre macht schließlich Corona einen Strich durch die Rechnung. Beide werden krank und rätseln, wer sie angesteckt hat, da sie doch beide brav zu Hause blieben und nur miteinander Kontakt hatten. Hier kommt als Running Gag wieder der Ehemann der Frau ins Spiel, der angeblich bei ihr wohnt und sie angesteckt haben soll. Er ist aber nur eine Erfindung, ihr Ex-Partner nutzte die Kontakt-Beschränkungen der Pandemie, um die Fernbeziehung still zu begraben.
Joachim Zelters Online-Kammerspiel ist eine nette Spielerei für die Zwangspause und endet mit dem Song „While the World burns“. Die neuen Formate, die derzeit an mehreren Theatern im Netz ausprobiert werden, haben bisher alle gemeinsam, dass sie nicht über das Versuchsstadium hinauskommen. Die Mitschnitte gelungener Repertoire-Inszenierungen sind trotz schwankender Bild- und Tonqualität bisher gewinnbringender als die Online-Experimente, denen man zu sehr anmerkt, dass sie aus der Not geboren sind.
Bild 1: Christine Diensberg, Bild 2: Fabian Baumann