Moffie

In drastischer Überdeutlichkeit zeichne Oliver Hermanus das Porträt einer abgeschotteten Welt toxischer Männlichkeit: „Moffie“ spielt auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs 1981 in einem Ausbildungslager der südafrikanischen Armee, wo junge Wehrpflichtige systematisch gedemütigt und gedrillt werden. Sie werden mit antikommunistischen, oft paranoiden Parolen indoktriniert und auf den Einsatz im Grenzkrieg mit Angola vorbereitet. Die brutalsten Schikanen erwarten die jungen Rekruten, wenn sie von den Ausbildern als zu feminin oder gar homosexuell erachtet werden. Dann stachelt der Drill Instructor die gesamte Kompanie auf, sie mit dem rüden Schmähwort „Moffie“ niederzubrüllen und zu malträtieren, bevor sie in der berüchtigten Station 22 enden.

Über diese Welt erzählte André Carl van der Merwe in seinem autobiographischen Roman „Moffie. A Novel“, die vom südafrikanischen Regisseur Oliver Hermanus 2019 verfilmt und in der Sektion „Orizzonti“ des Filmfestivals von Venedig uraufgeführt wurde.

Der Regisseur bezeichnete seinen Film gegenüber dem „Guardian“ als „triggering“: in einer Mischung aus dem brutalen Naturalismus des Anti-Vietnamkriegs-Films „Full Metal Jacket“ (1987) von Stanley Kubrick und der ästhetisierten Drill-Studie „Beau Travail“ (1999) von Claire Denis schildert er mit starken, von dissonanten Klängen unterlegten Bildern eine Welt, die der Autor der Vorlage schon im ersten Satz als „Hölle“ benannte.

Während im Buch die vorsichtige Liebesgeschichte zwischen Hauptfigur Nicholas van der Swart (Kai Luke Brummer) zu Dylan Stassen (Ryan de Villiers) einen wichtigen Strang darstellt, fokussiert sich der Film stärker auf die Milieu-Schilderung.

Einem breiteren Publikum ist Oliver Hermanus noch nicht bekannt, seit einem Jahrzehnt seit „Beauty“(2011 in Cannes) aber immer wieder auf großen Festivals präsent.

Bilder: Salzgeber und Co.

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