Get out

In seiner raffiniert konstruierten Horrorkomödie „Get out“ lässt Regisseur und Drehbuchautor Jordan Peele seine Hauptfigur Chris (Daniel Kaluuya) einen doppelten Horror durchleiden.

Schon die erste Hälfte des Films wird für ihn zum Spießrutenlaufen und zu einer Kette von Übergriffen und rassistischen Kränkungen: seine Freundin Rose (Allison Williams), will ihn zum ersten Mal ihren Eltern (Catherine Keener und Bradley Whitford) vorstellen: die Familie Armitage ist linksliberale Oberschicht, stolz auf ihre Aufgeklärtheit und bekennt sich zu Obama. Peele legt den Finger in die Wunden des Alltagsrassismus. Schon auf dem Weg zur Villa gerät das schwarz-weiße Paar in eine Polizeikontrolle, Rose stellt sich vor ihren Freund, der die gewohnten Schikanen in antrainierter Routine an sich abprallen lassen möchte. Überdeutlich markiert er die sexuellen Klischeebilder von potenten schwarzen Männern, als Chris zunächst vom aggressiv-undurchschaubaren Bruder von Rose (Caleb Landry Jones) wegen seiner athletischen Struktur halb bewundernd, halb spöttisch als „Monster“ bezeichnet wird und ihn die weiblichen Gäste einer Gartenparty später mit Blicken taxieren und als Sexobjekt befummeln.

Stoisch versucht Chris all dies zu ertragen, bis er zur Mitte des Films merkt, dass der Horror über diesen Alltagsrassismus noch weit hinausgeht. „Get out“ ruft ihm Logan King (Keith Stanfield), der einzige weitere schwarze Gast der Party zu, der sich ebenso wie die schwarzen Domestiken des Oberschichtspaares wie in Trance zu bewegen scheint. An diesem Punkt ist es jedoch schon fast zu spät für die Flucht.

Peele versteht es bei seinem Regiedebüt sehr gekonnt, nach allen Regeln des Horror-Genre-Kinos, zu unterhalten und seine politischen Anliegen in einem publikumswirksamen Film für das Mainstream-Kino so zu verpacken, dass es weder platt noch anbiedernd wirkt. Dafür wurde er zurecht 2018 mit einem Oscar für das beste Drehbuch ausgezeichnet.

Drei Jahre nach dem Erscheinen von „Get out“, im Jahr der Beinahe-Wiederwahl von Donald Trump und der „Black lives matter“-Proteste wirken „Get out“ und seine Themen aktueller denn je.

Bilder: Universal Pictures

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